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Benzin: Wie hoch ist der Anteil an russischem Rohöl?
Aus Espresso vom 21.03.2022. Bild: Keystone/Anthony Anex
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«Schlauer i d’Wuche» Woher kommt das Benzin aus unseren Zapfsäulen?

Benzin und Diesel sind nicht frei von russischem Rohöl. Wie hoch der Anteil ist, kann oder will die Branche nicht sagen.

Die Schweizer Tankstellenbetreiber beziehen Benzin und Diesel als Fertigprodukte bei verschiedenen Raffinerien. Rund ein Viertel aller Treibstoffe, die wir in der Schweiz benötigen, stammt aus der einzigen Schweizer Raffinerie, aus Cressier bei Neuenburg. «Die Inlandraffinerie in Cressier importiert kein Rohöl aus Russland», sagt der Geschäftsleiter der Branchenvereinigung Avenergy Suisse, Roland Bilang.

Zwischen null und zehn Prozent Rohöl aus Russland

Weiter bezieht die Schweiz ihre Treibstoffe aus der EU, vor allem aus Deutschland, aber auch aus Frankreich, Norditalien, Belgien und der Niederlande. Was die deutschen Raffinerien für Rohöl verarbeiten, wisse man nicht im Einzelfall, sagt Bilang. «Es ist aber schon so, dass es dort russisches Rohöl dabeihat. Wir vermuten, dass es in unseren Zapfsäulen einen kleinen Anteil russischen Rohöls haben kann.» Genau sei das aber nicht feststellbar. Bilang vermutet einen schwankenden Anteil zwischen null und zehn Prozent.

Wir vermuten, dass es in unseren Zapfsäulen einen kleinen Anteil russischen Rohöls haben kann.
Autor: Roland Bilang Geschäftsleiter Branchenvereinigung Avenergy Suisse

Wenn man an einer Tankstelle Treibstoff beziehe, sei es sehr schwierig, festzustellen, zu welchem Zeitpunkt und mit welchen Rohölladungen das Produkt hergestellt worden sei. Laut Bilang ändert sich das laufend. Auch sei die Schweiz nicht in der Lage, bei den grossen Raffinerien im Ausland Forderungen zu stellen. Dafür sei die Schweiz als Markt zu unbedeutend.

Auch eine Frage des Willens

Etwas anders sieht das SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim, der sich in vergangener Zeit immer wieder mit dem Thema Rohöl auseinandergesetzt hat. Er ist überzeugt, dass das auch mit dem Willen zu tun hat, wenn auch es sicherlich einige technische Hürden gebe für so einen Herkunftsnachweis. Er könne sich aber vorstellen – vielleicht auch, wenn sich die Schweiz mit anderen Ländern zusammenschliessen würde – dass ein Herkunftsnachweis technisch schon möglich sei.  

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Ausserdem: Jedes Rohöl habe eine eigene chemische Zusammensetzung, eine Art Fingerabdruck. Damit könne man sehr genau bestimmen, woher das Rohöl stamme. Heim vergleicht es mit Lebensmitteln, wo es heute für jeden Inhaltsstoff einen Herkunftsnachweis gebe.

Da stellt sich schon die Frage, ob das bei Benzin und Diesel nicht auch möglich ist.
Autor: Matthias Heim SRF-Wirtschaftsredaktor

Matthias Heim sieht Parallelen zum Gold oder zu Diamanten, Stichwort Blutdiamanten. Auch dort wusste früher niemand, woher die Rohstoffe stammten. Erst mit zunehmendem Druck konnten Herkunftsnachweise erstellt werden. «Da stellt sich schon die Frage, ob das bei Benzin und Diesel nicht auch möglich ist.»

Espresso, 21.03.22, 08:13 Uhr

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