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Post sorgt für Grounding von Modellflugladen
Aus Espresso vom 30.09.2024. Bild: Keystone / Gaetan Bally
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Adresse deaktiviert Post sorgt für Grounding von Modellflugladen

Ein Fehler der Post richtet bei einem KMU finanziellen Schaden an. Nun muss der Modellflugladen Ende Jahr schliessen.

Was ist passiert? Die Post deaktiviert im Hintergrund fälschlicherweise die Adresse eines Modellflugladens in Bülach (ZH). Die Folge dieses Fehlers: Inhaber This Wolfensberger erhält monatelang von der Post keine Post mehr – vor allem keine Rechnungen. Weil Zeitungen, Werbung und die Pakete privater Kurierdienste weiter eintreffen, bemerkt er das Problem lange nicht. Als die Post die Panne behebt und die Adresse wieder aktiviert, prasseln angestaute Rechnungen und Mahnungen auf den Inhaber ein.

Wie hat die Kundschaft reagiert? Unter anderem bleibt eine grosse, bereits vorfinanzierte Lieferung mit neuen Flugzeugmodellen in China liegen, weil Wolfensberger die Rechnung für den Schiffstransport nicht erhalten und bezahlt hat. Die Kunden des «Aviation Market» warten vergeblich auf ihre Bestellungen. Viele Stammkunden seien abgesprungen und nicht mehr zurückgekommen, sagt der Ladenbesitzer. Der Umsatz bricht ein.

Die Post hat mir einen Knüppel zwischen die Beine geworfen. Und ich konnte nicht mehr aufstehen.
Autor: This Wolfensberger KMU-Inhaber

Was sind die Folgen? Er habe schweren Herzens entschieden, den 2020 eröffneten Laden per Ende Jahr zu schliessen, sagt This Wolfensberger im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Die Post hat mir einen Knüppel zwischen die Beine geworfen, und ich konnte nicht mehr aufstehen.» Er bleibt fair: Schon vor der Post-Panne habe er keine finanziellen Reserven gehabt. Die Corona-Lockdowns und die Blockade im Suezkanal hätten für eine harzige Startphase gesorgt. Aber danach sei es besser gelaufen. Die Umsatzeinbusse wegen des Postfehlers könne er aber nicht mehr auffangen.

Was sagt die Post zur Ladenschliessung? Man bedaure es, dass das Geschäft schliessen müsse, heisst es bei der Post. «Wenn die Post dabei einer von verschiedenen Faktoren ist, der dazu beigetragen hat, dann tut uns das natürlich leid», sagt Mediensprecherin Silvana Grellmann. Die Post sei dem KMU-Inhaber aber bereits «aus Kulanz» für seine Unannehmlichkeiten entgegengekommen. Das erste Angebot: 1500 Franken.

Wir können nicht für entgangenen Gewinn haften.
Autor: Silvana Grellmann Post-Sprecherin

Bleibt es dabei? Als sich SRF einschaltet, darf Wolfensberger nochmals Belege für den Schaden liefern. Die Post erhöht daraufhin ihr Angebot. Wie viel es ist, darf der Ladenbesitzer nicht sagen. Das ist Teil der Vereinbarung mit der Post, die er am Ende zähneknirschend unterschreibt. Es sei aber immer noch viel zu wenig, findet er. Die Post verweist auf ihre AGB. Man suche in solchen Fällen mit den Betroffenen nach einer Lösung und hafte dann ganz oder teilweise für Mahngebühren etc. Aber, sagt Post-Sprecherin Silvana Grellmann: «Wir können nicht für entgangenen Gewinn haften.»

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Was macht nun die Post? Mehrere Rückmeldungen an SRF zeigen: Das ist kein Einzelfall. Die Post deaktiviert offensichtlich ab und zu fälschlicherweise Adressen. Die Post bleibt dabei: Angesichts von rund 12 Millionen Adressen, komme dies selten vor. Aber jeder Fehler sei einer zu viel. Die Post habe deshalb aufgrund der SRF-Anfrage «genau hingeschaut», an welchen Stellen das Problem aufgetaucht sei. Und man habe die verantwortlichen Mitarbeitenden «gezielt sensibilisiert».  Man wende nun konsequent das Vier-Augen-Prinzip an, bevor eine Adresse deaktiviert werde. 

Espresso, 30.9.24, 8:10 Uhr

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