Worum geht es? Für die Behandlung von Leukämie, also Blutkrebs, sind sogenannte Blutstammzellen lebensrettend. Seit den 1980er Jahren können Stammzellen von einem Menschen zu einem anderen transplantiert werden. Doch die Suche nach einem passenden Spender gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen: Spenderin und Empfänger müssen genetisch übereinstimmen. Für jede vierte betroffene Person wird aktuell keinen Spender gefunden. Umso wichtiger ist es, dass sich möglichst viele Menschen für die Stammzellenspende registrieren.
Wo ist das Problem? In Deutschland ist die Stammzellenspende bis zum Alter von 55 Jahren möglich, in der Schweiz jedoch nur bis 40. Ein Hörer des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» aus St. Gallen fragt: «Warum ist das so?» Für den St. Galler ist die Altersguillotine nicht nachvollziehbar: Mit den «fehlenden» 15 Jahren reduziere die Schweiz doch die Anzahl potenzieller Spender.
Das sagt das Schweizerische Rote Kreuz: Gayathri Nair, Medizinische Direktorin bei Blutspende SRK Schweiz, erklärt: Stammzellen spenden kann man in beiden Ländern theoretisch bis 60 Jahre. Der Unterschied liegt beim Registrieren: In der Schweiz kann man sich seit fünf Jahren nur noch bis 40 als Stammzellenspenderin registrieren lassen, in Deutschland nach wie vor bis 55 Jahre. Der Grund dafür ist, dass Spender über 40 nur noch selten angefragt würden, so Gayathri Nair. Medizinische Daten zeigten: Je älter ein Spender ist, desto schlechter nimmt die Empfängerin die fremden Zellen an.
Was sind die Folgen dieser Praxis? In der Schweiz sind derzeit knapp 200’000 Menschen als Stammzellenspender registriert – das entspricht rund zwei Prozent der Bevölkerung. In Deutschland sind es rund zehn Prozent. Offenbar beurteilt jedes Land unterschiedlich, bis zu welchem Alter es sich «lohnt», Spendenwillige in die Datenbank aufzunehmen. In einigen Ländern fällt die Altersguillotine sogar bereits bei 35 Jahren.
Weshalb kommen so viele Spenden aus dem Ausland? Die aktuellen Zahlen aus der Schweiz zeigen: Wenn innerhalb der Familie keine passende Spenderin gefunden wird, sind Betroffene auf Spenden aus dem Ausland angewiesen. Von den rund 200 Stammzelltransplantationen, die im vergangenen Jahr ausserhalb der Familie durchgeführt wurden, stammten nur drei Spender aus der Schweiz. Es sei deshalb entscheidend, dass die 70 weltweiten Stammzellenregister untereinander vernetzt sind, erklärt Blutspende Schweiz.