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Bio-Gemüse Aldi verzichtet auf Schlachtabfall-Dünger: Warum?

Aldi will beim Bio-Gemüse keinen Schlachtabfall-Dünger aus konventioneller Tierhaltung. Spitzfindig oder konsequent?

Was genau ist Dünger «aus Schlachtabfällen»? Schlachtabfall-Düngung klingt erst mal wenig appetitlich, hat aber nichts mit herumliegenden Innereien zu tun. Es handelt sich um zu Mehl verarbeitete Schlachtabfälle – konkret: Horn-, Feder-, Knochen- oder Blutmehl. Diese Stoffe kommen beispielsweise aus Hörnern von geschlachteten Kühen oder Federn von Hühnern und enthalten wertvolle Nährstoffe wie zum Beispiel Stickstoff. Im Bio-Landbau sind solche natürlichen Dünger erlaubt und wichtig, denn dort sind synthetische Kunstdünger verboten.

Bio-Düngung frei von Schlachtabfällen
Legende: So bewirbt Aldi die «schlachtabfallfreie» Düngung. SRF

Warum verzichtet Aldi bei der Bio-Marke «retour aux sources» nun freiwillig auf Schlachtabfall-Dünger? Aldi begründet: Viele Kundinnen, die Bio-Gemüse kaufen, wüssten nicht, dass der Dünger für das Gemüse oft nicht Bio ist. Schweizer Bio-Gemüse wird oft mit Horn- oder Federmehl gedüngt, das aus der konventionellen Tierhaltung stammt. Und das stört Aldi. Deshalb verzichtet der Discounter bei dieser Nischen-Bio-Marke ganz auf Dünger aus Schlachtabfällen. Und ist damit freiwillig strenger als Bio-Suisse mit ihrem bekannten Knospen-Label.

Und was sagt Bio Suisse dazu? Lukas Inderfurth, Sprecher von Bio Suisse, sagt: «Wir wissen um unsere blinden Flecken.» Auch Bio sei nicht perfekt. Inderfurth betont allerdings, dass grosse Biobetriebe kaum ohne Dünger aus konventioneller Tierhaltung auskommen, weil andere natürliche Düngemethoden wie Kompost, Gründünger, Mulch oder Gülle oft nicht genug Nährstoffe lieferten. Und leider gebe es in der Schweiz aktuell noch keinen grossen Schlachthof, der die Abfälle von Bio- und konventionellen Tieren trenne.

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Was spricht für Dünger aus Schlachtabfällen? Bio Suisse gibt zu bedenken: Wenn Fleisch produziert wird, fallen zwangsläufig Schlachtabfälle wie Hörner und Federn an. Statt diese Nebenprodukte der Fleischproduktion zu verbrennen, sei es sinnvoller, diese im Bio-Landbau als Dünger zu verwenden — egal ob Bio oder konventionell.

Wie reagiert Aldi auf dieses Argument? Aldi schreibt: Die Praxis, bei Bio-Gemüse Dünger aus konventioneller Tierhaltung zu verwenden, widerspreche dem Kreislaufgedanken der Bio-Pioniere. Gäbe es Düngemittel aus der Verarbeitung von Tieren in garantierter Bio-Qualität am Markt, wäre der Einsatz bei «retour aux sources» für Aldi aber ebenfalls «vorstellbar».

Radio SRF1, Espresso, 3.11.2025, 08:10 Uhr

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