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Dunkler Advent Weihnachtsbeleuchtung: sparen oder strahlen?

Viele sind im Dilemma: Weihnachtsbeleuchtung einschalten oder nicht? Lässt sich damit wirklich viel Energie sparen?

Giuseppina Togni ist Physikerin, diplomierte Energieberaterin und im Vorstand der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz Safe. Sie sagt, im Durchschnitt verbrauche die Weihnachtsbeleuchtung in der Schweiz rund 50 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. «Das entspricht dem Jahresverbrauch einer Stadt mit 15'000 Haushalten.»

Allerdings sei der Stromverbrauch für die Leuchterei und Blinkerei in den letzten Jahren massiv zurückgegangen. «Er hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als halbiert,» sagt Giuseppina Togni.

LED-Lichterketten verbrauchen sechs Mal weniger Strom

Und zwar nicht, weil weniger Weihnachtsbeleuchtung aufgestellt werde, «sondern weil die Technologie besser geworden ist. Die meisten Lichterketten sind keine Glühlampen mehr, sondern LED.» Und LED verbrauchen sechs Mal weniger Strom als herkömmliche Lämpchen.

Wenn man zusätzlich bedenke, dass eine Stunde backen so viel Strom verbrauche wie eine Lichterkette die ganze Saison, relativiere sich die Sache noch mehr, sagt die Energieexpertin. Deshalb ist Giuseppina Togni von Safe überzeugt, sparen bei der Weihnachtsbeleuchtung ist am falschen Ort gespart.

«Lieber weniger lang duschen»

Sie würde stattdessen dort ansetzen, wo man das ganze Jahr über etwas bewirke: «Halogenlampen auswechseln oder konsequent weniger lang duschen, dann hat man das ganze Jahr einen tieferen Verbrauch, nicht nur während vier Wochen.»

Natürlich sei aber weniger mehr, und unbedingt auch eine Zeitschaltuhr empfehlenswert, damit die Beleuchtung nicht die ganze Nacht laufe. Wegen des Stromverbrauchs ganz auf Weihnachtsbeleuchtung verzichten – Giuseppina Togni findet das nicht nötig.

«Auch Kleinvieh macht Mist»

Anders sieht das Hans-Niklaus Müller, Präsident und Geschäftsleiter der Stiftung Umweltinformation Schweiz. Viele Leute hätten das Gefühl, ihre Lämpchen oder ihre Anlage bräuchten nicht so viel Energie, «aber Kleinvieh macht auch Mist.» Letztlich sei es in der Summe eben doch viel Strom.

Hans-Niklaus Müller ist der Meinung, es sei mit der Beleuchterei sowieso zu viel des Guten: «Man soll sich auch mal überlegen, ob es wirklich nötig ist, den halben Garten mit Rentieren, Samichläusen und so weiter vollzustopfen.» Er findet, da wurde in den letzten Jahren übertrieben. «Die Leute sollten mal angeregt werden, zu überlegen, ob das wirklich alles sein muss.»

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«Unsinnig»: Weihnachtsbeleuchtung am Tag

Und Hans-Niklaus Müller ärgert noch etwas anderes: Wenn er mit dem Bus am Morgen in die Stadt fahre, sehe er Hotels mit Christbäumen, «voll beleuchtet, am heiterhellen Tag.» Er fragt sich: «Warum muss die Weihnachtsbeleuchtung schon am Morgen laufen? Oder bereits am Mittag starten? Wieso nicht erst wenn es dunkel ist, und um 22 Uhr wieder ausschalten?»

Lichterkette bleibt aus – als «Signal»

Giuseppina Togni von Safe wird ihre Lichterkette dieses Jahr übrigens trotz allem nicht einschalten. Denn das Stromsparen sei nur eine Seite der Medaille, sagt die Energieexpertin. «Das andere ist aber das Signal, das man damit aussendet. Und wir haben in der Familie gemeinsam beschlossen, dass wir konsequent sein wollen.»

Espresso, 01.12.22, 08:13 Uhr

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