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Eierproduktion in der Schweiz Ab Neujahr ist es vorbei mit dem Kükentöten

Die konventionellen und Bio-Eierproduzenten erreichen ihr Ziel: Ab 1. Januar ist Schluss mit dem grossen Kükentöten.

Darum geht es: Es war die Schattenseite der Eierproduktion: Sowohl bei der Zucht von konventionellen Legehennen als auch von Bio-Legehennen wurden die männlichen Küken gleich nach dem Schlüpfen mit CO₂ getötet. Sie legen keine Eier und für die Fleischproduktion wachsen die Legerassen zu langsam und geben zu wenig her. Dieses Kükentöten wurde immer wieder kritisiert. Die Schweizer Eierproduzenten haben deshalb versprochen, damit auf den 1. Januar 2026 aufzuhören.

Halten sie dieses Versprechen? Ja. Das sagen der Verband der konventionellen Eierproduzenten Gallosuisse und auch Bio Suisse auf Anfrage von SRF. Die Umstellung sei bereits jetzt praktisch vollständig erfolgt.

Was sind die Folgen für die Konsumentinnen und Konsumenten?

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Die Kosten pro Ei steigen um knapp zwei Rappen. Dies hat mit den höheren Kosten durch die MRT-Scans, bzw. für die Aufzucht der Bruderhähne zu tun.

Konsumentinnen und Konsumenten sind auch aufgefordert, Produkte aus Bruderhahn-Fleisch und von Zweinutzungshühnern zu kaufen. Bruderhahn-Fleisch hat eine andere Struktur und ist nicht ganz so weiss wie anderes Pouletfleisch.

So setzt Bio Suisse das Versprechen um: In der Bio-Eierproduktion werden Bruderhähne aufgezogen und sogenannte Zweinutzungshühner gehalten. Diese geben genügend Eier, können aber auch für die Fleischproduktion gebraucht werden. Legehennen können als Suppenhuhn genutzt werden. Projektleiter Adrian Schlageter von Bio Suisse sagt: «Ja, wir erreichen das Ziel. Ab dem 1. Januar 2026 werden alle Bio-Hähne aufgezogen.» Die Branche habe die vier Jahre Umsetzungsfrist seit dem Entscheid der Delegiertenversammlung genutzt.

Welche Hürden gab es bei der Umsetzung? Durch die Aufzucht der Bruderhähne benötigen die Betriebe viel mehr Platz. Auf 600'000 Bio-Legehennen kommen ähnlich viele Bruderhähne. Um dies zu bewältigen, musste das Management der Ställe angepasst werden: Die Legehennen bleiben in den Legeställen länger im Einsatz, es braucht daher weniger Hennen. Dadurch wurde in den Aufzuchtställen Platz frei für die Hähne.

Was geschieht mit dem Fleisch der Bruderhähne?

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Bio Suisse musste dafür Absatzkanäle finden. Wichtige Partner seien dabei die Detailhändler Coop und Migros, sagt Adrian Schlageter von Bio Suisse. Diese haben vor allem in der Charcuterie Produkte mit verarbeitetem Fleisch von Bruderhähnen im Angebot, zum Beispiel Wienerli oder Aufschnitt.

Das ist die Lösung von Gallo Suisse: In der konventionellen Eierproduktion wird das Geschlecht bereits im Ei bestimmt. Das geschieht rund 12 Tage nach dem Legen mittels MRT. «Das kennen Sie vielleicht aus dem Spital mit der ‹Röhre›», sagt Gallosuisse-Präsident Daniel Würgler. Die «männlichen» Eier würden dann aussortiert und nur die «weiblichen» ausgebrütet. «Wir sind sehr gut auf Kurs. Seit Mitte März können wir bei allen Eiern das Geschlecht bestimmen, sofern die Anlage funktioniert.»

Was war schwierig bei der Umsetzung? Die MRT-Anlage muss möglichst genau und dennoch wirtschaftlich eingestellt sein. Tests von Gallosuisse haben gezeigt, dass sie keine weiblichen Küken aussortiert. Jedoch schlüpfen immer noch männliche Küken, sagt Daniel Würgler: «Es sind etwas mehr, als wir gedacht haben. Wir müssen immer noch nachsortieren.» Die Fehlerquote liege bei zwei bis maximal vier oder fünf Prozent. Diese Küken werden weiterhin mit CO₂ getötet und kommen dann als Futter beispielsweise in Zoos. Die Nachfrage danach besteht.

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Gab es weitere Herausforderungen? Für die MRT-Anlagen braucht es mehr Platz und mehr Zeit für das Scannen jedes Eies. Die Arbeitszeiten mussten daher ausgeweitet und das Personal ausgebildet werden. Im Frühling macht Gallosuisse eine erste grosse Analyse. Dabei geht es unter anderem auch um eine Kostenanalyse. Stimmt der Eierpreis oder nicht? «Wir beobachten aber auch immer, ob es eine noch bessere Technologie gibt», sagt Würgler.

Fazit: Gallosuisse und Bio Suisse betrachten die gleichzeitige Umstellung auf Eierproduktion ohne Kükentöten als wichtigen Schritt für die gesamte Branche. Es ist ein Prozess, der noch weiter geht.

SRF 1, Espresso, 25.11.25, 8:10 Uhr

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