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Einkaufen auf Pump Umstrittene Aktion: Ikea wirbt im Laden für eigene Kreditkarte

Mitten auf der Verkaufsfläche preist Ikea ein Finanzprodukt an. Ein falsches Signal, kritisiert eine Kundin.

Worum geht es? Eine Kundin sucht bei Ikea ein Sofa. Völlig unerwartet spricht eine Mitarbeiterin sie an einem Stand an und will sie von einer Ikea-Kreditkarte überzeugen. Doch die Kundin fühlt sich überrumpelt: Mitten im Laden, mitten im Einkaufsstress, will ihr das Möbelhaus ein Finanzprodukt andrehen? Sie halte dies für fragwürdig: «In einer solchen Situation rechnet man nicht damit, mit einem Kreditvertrag konfrontiert zu werden.» Ikea sende ein falsches Signal aus: Kundinnen und Kunden würden dazu verführt, beim Möbeleinkauf Schulden zu machen.

Was sagt Ikea? Das Möbelhaus verteidigt sich: «Solche Aktionen sind im Markt üblich.» Sie hätten dabei nicht die Absicht, ihre Kundinnen und Kunden zu überrumpeln. Vielmehr bewerbe Ikea das Produkt transparent und setze auf Freiwilligkeit. Interessierte würden umfassend beraten, bevor sie sich entscheiden, einen Kreditkartenantrag auszufüllen. Ikea sei es wichtig, «verantwortungsvoll mit Finanzprodukten umzugehen.»

Kunden gehen durch den Gang in einem grossem Möbelgeschäft.
Legende: Ikea wirbt beim Einkaufen für ihre Kreditkarte, die Kundinnen und Kunden weltweit in Läden einsetzen können (Symbolbild). Keystone/Martin Ruetschi

Was macht die Kundin? Sie will herausfinden, wie einfach sie eine Kreditkarte erhält. Deshalb füllt sie das Antragsformular aus – macht allerdings falsche Angaben: Sie verdiene monatlich 6000 Franken. Nur schon die Hälfte davon fliesse in die Miete. Sie rechnet damit, dass sie mit diesen finanziellen Voraussetzungen nicht so einfach zu einer Kreditkarte kommt. Doch kurze Zeit später erhält sie per Post eine Kreditkarte. Limite: 5000 Franken. Ab sofort zu brauchen. «Wie geht das auf?», fragt sie sich.

Was sagt die Bank? Herausgeberin der Ikea-Kreditkarte ist die Cembra Money Bank. Sie schreibt, sie habe die Kreditfähigkeit der Kundin kontrolliert. Laut Gesetz müssen die Banken dies summarisch überprüfen: unter anderem gemäss den angegebenen Einkommens- und Vermögensverhältnisse auf dem Formular. Die Limite der Kreditkarte muss dazu passen. Dies sei hier erfüllt, schreibt die Cembra Money Bank. Zusätzlich habe sie freiwillig eine Bonitätsprüfung gemacht. So sehe sie, ob Kundinnen und Kunden genügend Geld hätten, um die Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen. Auch dies sei hier gegeben.

Was sagt die Schuldenberatung? Die Berner Schuldenberatung hält die Limite von 5000 Franken für zu hoch. Rechne man zur Miete weitere Fixkosten wie Steuern oder Krankenkassenprämien, würden monatlich nur rund 800 Franken übrig bleiben. Die Rückzahlung eines Kredits von 5000 Franken würde so über ein halbes Jahr lang dauern. Zudem habe die Bank auf dem Formular die Familiensituation nicht erfragt. Müsste die Kundin allein für Kinder aufkommen, könnte ihr Budget negativ ausfallen. Sie würde so in eine Schuldenfalle geraten. Hier habe die Bank zu wenig abgeklärt.

Das sagt die Bank zur Kritik

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Die Bank betont, sie sei bei ihren Abklärungen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus gegangen. Anträge, welche ihren Anforderungen nicht genügen, lehne die Bank ab – in ihrem Interesse und jenem des Kunden. Die Bank nehme ihre Verantwortung wahr, um eine mögliche Überschuldung zu vermeiden.

Wie sieht es bei anderen Kreditkarten aus? Laut der Berner Schuldenberatung haben ihre Klientinnen und Klienten teils viele solcher Karten. Dies weise darauf hin, dass die Karten sehr leicht erhältlich seien. Gemäss Gesetz müssen die Banken vorher zwar summarisch überprüfen, ob jemand kreditfähig ist. Was sie im Antragsformular genau erfragen müssen, sei gesetzlich jedoch nicht abschliessend geklärt. Zwingend ist, dass die Banken bei einer zentralen Stelle abklären müssen, ob jemand bereits mit Krediten für Autos, Möbel oder Elektronikgeräte verschuldet ist.

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Radio SRF 1, Espresso, 23.6.2025, 8:10 Uhr

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