Jetzt im Winter drehen tausende Kinder und Erwachsene wieder ihre Kurven auf dem Eis. Die einen nennen es «schlööflä», andere «schliifschüendle» oder «schlipfisele» – es gibt diverse Mundartausdrücke dafür. Aber egal wie wir dem Schlittschuhlaufen sagen: Auf der Kunsteisbahn gleiten wir über weisses Eis. Doch weshalb ist dies so? Schliesslich ist Wasser, wenn es gefriert, in der Natur eher durchsichtig.
Auf der Eisbahn Brand in Thalwil ZH hören die Mitarbeitenden diese Frage ab und zu von Besucherinnen und Besuchern. Pascal Grab kennt die Antwort: «Für die weisse Eisfläche benützen wir eine Kreidemehlmischung», sagt der Leiter der Fachstelle Sport.
Es handelt sich dabei um einen Mix aus Wasser und Kreidepulver. Diese Mischung sprüht eine spezialisierte Firma auf den Untergrund – eine gekühlte Betonplatte. Anschliessend versiegeln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Oberfläche, bevor später zahlreiche Eisschichten folgen.
Die weisse Farbe hat laut Grab mehrere Vorteile: Zum einen sind der Puck und die Markierungen fürs Hockeyspiel gut sichtbar. Ohne die helle Schicht würde die Betonplatte durchschimmern – keine Freude für Eishockeyfans. Zudem reflektiert die weisse Farbe das Sonnenlicht am besten. Dadurch schmilzt das Eis weniger schnell, wenn es wärmer wird.
Fixe Farbe, Vlies oder Kreidepulver
Weisse Eisbahnen sind nicht nur in der Schweiz, sondern auch in anderen Ländern weit verbreitet. Je nach Anlage entsteht die Weissfläche jedoch anders. So ist es etwa möglich, hellen Vlies unter das Eis zu legen. Auf gewissen Schlittschuhbahnen ist die Unterfläche permanent weiss eingefärbt.
Der Nachteil eines solchen fixen Anstrichs: Die Farbe nutzt sich mit der Zeit ab. «Hier sind immer mal wieder Ausbesserungen nötig», sagt Pascal Grab. «Die Kreidemehlmischung hingegen tragen wir jedes Jahr neu auf.» In einem halben Tag sei die Arbeit jeweils erledigt.
Ist die Weissschicht versiegelt, werden die Markierungen fürs Hockey angebracht. Hier hält Eismeister Roman Calabria eine Überraschung bereit. Die Linien sind nämlich aus Papier: «Die Streifen werden am richtigen Ort platziert, ausgerollt und gefrieren mit etwas Wasser sofort an.» Später spritzt das Team mit einem Schlauch immer wieder Wasser auf die Bahn. «So bauen wir die Eisfläche Schicht für Schicht auf», sagt Calabria.
Die Arbeiten finden jeweils im Oktober statt. Mehrere Nachtschichten sind dafür nötig. Denn tagsüber würde das Wasser bei den noch wärmeren Temperaturen nicht gefrieren. Vier bis sechs Zentimeter dick muss die Eisschicht schliesslich sein, damit die Bahn für Schlittschuhläuferinnen und -läufer parat ist.
Auf dem weissen Eisfeld in Thalwil feilen die Kleinsten schon an grossen Träumen: «Es ist cool, wenn ich so viel üben und mich verbessern kann», sagt ein junges Mädchen beim Eiskunstlauf-Training. «Vielleicht gibt es dann eine Medaille und man sieht es im Fernsehen.»