Die Geschichte beginnt mit einem Anruf in der Zahnarztpraxis von Stefanie Hirt in Schwarzenburg (BE): «Eine Person verlangte unsere Lernende ans Telefon», erinnert sich die Zahnärztin. «Jemand sagte ihr, es sei eine Bestellung unterwegs, die leider etwas im Rückstand gewesen sei.» Die Lernende habe dies mit einem «Okay» zur Kenntnis genommen.
Kurz darauf hatten wir 400 Packungen Hygienehandschuhe bei uns, die niemand bestellt hatte.
Kurz darauf traf eine E-Mail von der Office Value GmbH in der Praxis ein: Das Unternehmen teilte mit, es sende «wie vereinbart» die Bestellung zu. Eine weitere Mitarbeiterin der Praxis antwortete – in der Annahme, es handle sich um eine tatsächliche Bestellung – mit einer Bestätigung. «Und kurz darauf hatten wir 400 Packungen Hygienehandschuhe bei uns, die niemand bestellt hatte», sagt Stefanie Hirt im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Und es folgte auch eine Rechnung von etwas mehr als 2000 Franken.
Rücksendung zwecklos
Die Zahnärztin liess das nicht auf sich sitzen und versuchte erfolglos, Office Value telefonisch zu erreichen. Per E-Mail teilte sie der Firma folglich mit, dass ihre Praxis diese Handschuhe nicht bestellt habe und dass sie diese zurücksenden werde. «Das habe ich dann auch gemacht.» Allerdings standen die Handschuh-Schachteln wenige Tage später wieder vor der Praxistür. Der Empfänger hatte die Annahme verweigert.
Auch der zweite Versuch, die Handschuhe zurückzusenden, sei gescheitert. Und auf ihre Bitte, jemand möge die Ware bei ihr abholen, habe sie keine Reaktion erhalten. Irgendwann folgte die Aufforderung des Liechtensteiner Inkasso-Unternehmens Zenit Factoring, sie möge den ausstehenden Betrag bitte bezahlen. Unterdessen ist diese Forderung aber vom Tisch. Zenit Factoring schreibt auf Anfrage, man müsse «vermehrt feststellen», dass die Firma Office Value «zahlreiche Rechnungen fingiert hat und von angeblichen Kunden Zahlungen einfordert». Man habe daher den Vertrag mit der Firma «mit sofortiger Wirkung aufgekündigt».
Keine Reaktion von Office Value
Für Zahnärztin Hirt hat sich die Sache also erledigt. Dennoch findet sie es «das Hinterletzte – solche Leute müssten aus dem Verkehr gezogen werden». Sie habe ähnliches auch schon mit Druckerpatronen erlebt.
Die Redaktion von «Espresso» hat die Office Value GmbH mit Sitz in Erlen (TG) mehrfach um eine Stellungnahme gebeten. Das Unternehmen hat auf E-Mail-Anfragen nicht reagiert und Anrufe wurden zwar von Mitarbeitenden entgegen genommen, jedoch blieben Rückrufe aus.