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Facharzt-Titel fehlt Junge Ärztinnen und Ärzte fühlen sich ausgebremst

Sie werden nicht befördert und können keine Praxen eröffnen: Nachwuchs-Ärzte stolpern über einen bürokratischen Stau.

Darum geht es: Viele junge Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz sind frustriert – sie warten monatelang auf ihren Facharzt-Titel. Dieser ist nötig, damit sie nach ihrer Assistenzzeit selbstständig arbeiten können, sei es als Gynäkologin, Psychiaterin oder als Kardiologe. Doch beim zuständigen Institut, welches diesen Titel vergibt, stauen sich derzeit die Gesuche.

Betroffene fühlen sich ausgebremst: SRF hat mit verschiedenen Assistenzärzten gesprochen. Drei von ihnen sagen, sie hätten schon eine Stelle als Oberarzt mit mehr Verantwortung in Aussicht gehabt. Wegen des fehlenden Titels sei diese Beförderung jedoch nicht zustande gekommen. Dies bedeute für sie Lohneinbussen von teilweise bis zu mehreren tausend Franken pro Monat. Den Betroffenen geht es auch um die Wertschätzung: Sie hätten eine jahrelange, intensive Weiterbildung hinter sich – und würden nun ausgebremst.

Ärzte können keine Praxen eröffnen

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Beim Verband der Schweizerischen Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO) haben sich zahlreiche Betroffene beschwert. Kommunikationsleiter Philipp Thüler sagt: «Es melden sich auch solche, die schon lange geplant haben, eine Praxis zu übernehmen oder zu eröffnen.» Ohne Facharzt-Titel sei dies jedoch nicht möglich.

Es herrscht «Funkstille»: Gewisse Assistenzärzte warten schon seit sieben bis zehn Monaten auf die Bestätigung. Dafür mussten sie beim Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) ihr Dossier einreichen. Seither herrsche Funkstille, erzählen mehrere junge Ärzte. Sie fühlen sich schlecht informiert, könnten so nicht planen.

Zwei Ärzte bei der Arbeit
Legende: Assistenzärzte arbeiten mindestens fünf Jahre unter Aufsicht von Fachärztinnen und Fachärzten. KEYSTONE / Gaetan Bally

So kam es zum Dossier-Stau: Das SIWF nennt für die lange Wartezeit zwei Gründe: Erstens seien Ende letzten Jahres mehrere Leute aufgrund von Krankheit ausgefallen, andere hätten gekündigt. Zudem sei die Zahl der Gesuche deutlich angestiegen – vermutlich, weil Ärztinnen und Ärzte ihre Anträge wegen der langen Wartezeit schon früher einreichen würden. Diese Dossiers müssten alle sorgfältig und genau geprüft werden, was zeitintensiv sei.

Verbesserungen eingeleitet: Das Institut schreibt, es verstehe den Frust der Betroffenen. Man schaue mit Spitälern, dass sie befristet auch Oberärztinnen und Oberärzte ohne Facharzt-Titel anstellen würden. Vor allem seien sie aber mit Hochdruck daran, die Wartezeit zu verkürzen. Dafür hätten sie unter anderem Stellenprozente erhöht und zusätzliche Mitarbeiter angestellt. Noch sei dieser Prozess nicht abgeschlossen.

Derzeit kein Rabatt in Aussicht

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Für die Prüfung ihres Dossiers zahlen die Assistenzärzte und Assistenzärzte je 4000 Franken. Wäre hier ein Rabatt für jene, die lange warten, nicht angezeigt? Das SIWF winkt ab: Individuelle Rabatte zu gewähren, sei «aus Gründen der Gleichbehandlung» nicht möglich. Die Diskussion dazu sei jedoch noch nicht abgeschlossen.

Institut räumt Kommunikationsfehler ein: Laut SIWF sind derzeit 2500 Dossiers in der Warteschleife. Momentan würden die im Dezember und Januar eingereichten Dossiers bearbeitet. In den nächsten zwei Wochen werde das SIWF online transparent über den aktuellen Stand informieren. Im Bereich der Kommunikation räumt das Institut eine «Informationslücke» ein. Diese wolle man mit der Information auf der Website verbessern.

Verband der Assistenzärzte ist skeptisch: Der VSAO, der Verband der Assistenzärztinnen und -ärzte, begrüsst die eingeleiteten Massnahmen, übt jedoch auch Kritik: «Wir haben den Eindruck, dass zu lange zu wenig gemacht wurde», sagt Kommunikationsleiter Philipp Thüler. Das Institut hätte schon viel früher handeln müssen. «Das hätte vielen Betroffenen das Leben erleichtert.»

Radio SRF 1, Espresso, 22.9.2025, 08:10 Uhr

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