Food Waste ist in der Schweiz ein riesiges Thema und führt zu grossem Ressourcenverlust. Laut Bundesamt für Umwelt (Bafu) geht rund ein Drittel aller essbaren Anteile von Lebensmitteln zwischen Acker und Teller verloren . Der grösste Teil davon (38 Prozent) landet im Haushaltsmüll.
Die Stadt St. Gallen und der Verein Foodwaste.ch, der sich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln einsetzt, wollen deshalb an der diesjährigen Frühlingsausstellung Offa das Publikum sensibilisieren. Die wichtigste Botschaft dabei: Wir sollen uns wieder mehr auf unsere Sinne verlassen, statt auf das Haltbarkeitsdatum.
Die Erfahrung zeigt: Seit Jahren sinkt der Anteil an Food Waste nicht merklich. Einer der Hauptgründe dürfte sein, dass sich viele Konsumentinnen und Konsumenten zu stark auf das Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum fokussieren. Ist dieses überschritten, landen die Lebensmittel im Abfall. Das müsste nicht sein, denn viele diese Lebensmittel wären noch lange über diese Daten hinaus gut.
Die kleinen und grossen Besucherinnen und Besucher zeigen sich sehr interessiert. Schnell wird aber klar: Viele verlassen sich blind auf das aufgedruckte Datum.
Eine Frau erschrickt sichtlich, als sie liest, dass sie ein Joghurt locker auch noch zwei Wochen nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums bedenkenlos essen könnte. «Das mache ich nie. Ich schaue immer aufs Ablaufdatum», erzählt die Frau. «Ich bin etwas heikel, denn ich möchte mir ja nichts auflesen.» Dies führe auch zu Diskussionen zu Hause, erzählt ihr Mann, der in dieser Sache nicht so empfindlich ist. «Ich esse das Joghurt dann, während es meine Frau wegwerfen würde.»
Ganz zum Schluss lockt eine Degustation. Die Betreiber des Standes an der Offa bieten den Besucherinnen und Besucher zwei Schoggi-Guetzli an – eines, das bereits «abgelaufen» ist, eines, das frisch aus dem Ladenregal kommt. Die Konsumentinnen und Konsumenten sollen ihre Sinne testen: Welches der beiden Guetzli ist das frische?
Das Bild aber täuscht und viele der Besucherinnen und Besucher lassen sich davon auch tatsächlich täuschen. Bei der Degustation wird aber allen klar: Eigentlich sind beide Guetzli noch gut.
Erika Bauert ist Projektleiterin beim Verein Foodwaste.ch und sie beobachtet regelmässig, dass viele Konsumentinnen und Konsumenten es gar nicht erst wagen, ein «abgelaufenes» Produkt zu probieren und damit zu testen, ob es noch gut ist.
Im Interview erzählt die Expertin, dass rund 20 Prozent aller Lebensmittelabfälle, die im Haushalt anfallen, noch einwandfrei wären.
Am Stand an der St. Galler Frühlingsmesse Offa beobachtet Erika Bauert, dass vor allem die jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten sehr sensibel auf das Mindeshaltbarkeits- oder das Verbrauchsdatum reagieren. «Die älteren Konsumentinnen wissen viel mehr über die Haltbarkeit der Lebensmittel», erzählt die Expertin.
Dieses Wissen sei früher viel stärker im Bewusstsein verankert gewesen. Und Erika Bauert sagt, es brauche wieder mehr Wertschätzung für die Lebensmittel. Diese seien häufig so billig, dass man sich lieber etwas neu kauft, anstatt zuerst mal zu probieren.