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Food Waste im Haushalt Ein Drittel aller Lebensmittel landet im Müll

An der St. Galler Frühlingsmesse Offa soll das Publikum für das Thema Food Waste sensibilisiert werden. Das Ziel: Konsumentinnen und Konsumenten sollen sich mehr auf ihre Sinne verlassen.

Food Waste ist in der Schweiz ein riesiges Thema und führt zu grossem Ressourcenverlust. Laut Bundesamt für Umwelt (Bafu) geht rund ein Drittel aller essbaren Anteile von Lebensmitteln zwischen Acker und Teller verloren . Der grösste Teil davon (38 Prozent) landet im Haushaltsmüll.

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Die Stadt St. Gallen und der Verein Foodwaste.ch, der sich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln einsetzt, wollen deshalb an der diesjährigen Frühlingsausstellung Offa das Publikum sensibilisieren. Die wichtigste Botschaft dabei: Wir sollen uns wieder mehr auf unsere Sinne verlassen, statt auf das Haltbarkeitsdatum.

Ein «einarmiger Bandit» spuckt Lebensmittel aus, bei denen das Haltbarkeitsdatum überschritten ist.
Legende: Ein «einarmiger Bandit» spuckt Lebensmittel aus, bei denen das Haltbarkeitsdatum überschritten ist. Das Publikum rettet diese Lebensmittel mit einem symbolischen Rettungsring vor dem Mülleimer. Sabrina Lehmann / SRF

Die Erfahrung zeigt: Seit Jahren sinkt der Anteil an Food Waste nicht merklich. Einer der Hauptgründe dürfte sein, dass sich viele Konsumentinnen und Konsumenten zu stark auf das Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum fokussieren. Ist dieses überschritten, landen die Lebensmittel im Abfall. Das müsste nicht sein, denn viele diese Lebensmittel wären noch lange über diese Daten hinaus gut.

Lebensmittel die symbolisch gerettet wurden in der Form von Holzschildern.
Legende: Diese Lebensmittel konnten symbolisch gerettet werden. Nun geht es für das Publikum darum, herauszufinden, wie lange Joghurt, Hackfleisch, Guetzli oder Milchdrink trotzdem noch bedenkenlos konsumiert werden können. Dazu gibt es einen Parcours mit Informationen zu den Lebensmitteln. Sabrina Lehmann / SRF

Die kleinen und grossen Besucherinnen und Besucher zeigen sich sehr interessiert. Schnell wird aber klar: Viele verlassen sich blind auf das aufgedruckte Datum.

So lange sind Lebensmittel noch «gut»

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Der Verein Foodwaste.ch hat auf seiner Internetseite eine Tabelle veröffentlicht, wie lange man einzelne Lebensmittel noch bedenkenlos konsumieren kann.

Eine Frau erschrickt sichtlich, als sie liest, dass sie ein Joghurt locker auch noch zwei Wochen nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums bedenkenlos essen könnte. «Das mache ich nie. Ich schaue immer aufs Ablaufdatum», erzählt die Frau. «Ich bin etwas heikel, denn ich möchte mir ja nichts auflesen.» Dies führe auch zu Diskussionen zu Hause, erzählt ihr Mann, der in dieser Sache nicht so empfindlich ist. «Ich esse das Joghurt dann, während es meine Frau wegwerfen würde.»

Besucher:in bringt eine Holztafel bedruckt mit einem geretteten Lebensmittel an den richtigen Ort.
Legende: Am Ende des Parcours müssen die Besucherinnen und Besucher ihre geretteten Lebensmittel an einer Tafel am richtigen Ort anbringen. Knäckebrot beispielsweise kann bis zu 120 Tage über das Datum gegessen werden, Nudeln sogar bis zu einem Jahr oder noch länger. Sabrina Lehmann / SRF

Ganz zum Schluss lockt eine Degustation. Die Betreiber des Standes an der Offa bieten den Besucherinnen und Besucher zwei Schoggi-Guetzli an – eines, das bereits «abgelaufen» ist, eines, das frisch aus dem Ladenregal kommt. Die Konsumentinnen und Konsumenten sollen ihre Sinne testen: Welches der beiden Guetzli ist das frische?

Zwei verschiedene Guetzli liegen auf einem Tisch. Frische Guetzli und abgelaufene Guetzli.
Legende: Beim Direktvergleich zeigt sich deutlich, dass das Auge mitisst. Die frischen Guetzli sind vom Anblick her nicht perfekt – die Schokolade ist leicht angelaufen, während die «abgelaufenen» Guetzli aufgrund einer anderen Verpackung optisch einwandfrei daherkommen. Sabrina Lehmann / SRF

Das Bild aber täuscht und viele der Besucherinnen und Besucher lassen sich davon auch tatsächlich täuschen. Bei der Degustation wird aber allen klar: Eigentlich sind beide Guetzli noch gut.

Kinder stehen am Food Waste Stand der Messe Offa in St. Gallen.
Legende: Die Besucherinnen und Besucher hören den Erklärungen gerne zu. Vielen war nicht bewusst, dass Guetzli – je nach Art – gut und gerne 30 Tage länger noch gut sind. Sabrina Lehmann / SRF

Erika Bauert ist Projektleiterin beim Verein Foodwaste.ch und sie beobachtet regelmässig, dass viele Konsumentinnen und Konsumenten es gar nicht erst wagen, ein «abgelaufenes» Produkt zu probieren und damit zu testen, ob es noch gut ist.

Im Interview erzählt die Expertin, dass rund 20 Prozent aller Lebensmittelabfälle, die im Haushalt anfallen, noch einwandfrei wären.

Frau.
Legende: Eines der Probleme ist laut Erika Bauert, dass das Bewusstsein für das Problem fehlt. «Es sind immer kleine Mengen, die man wegschmeisst.» Das macht aber viel aus. So landen pro Haushalt und Jahr Lebensmittel im Wert von 400 Franken im Abfall. Sabrina Lehmann / SRF

Am Stand an der St. Galler Frühlingsmesse Offa beobachtet Erika Bauert, dass vor allem die jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten sehr sensibel auf das Mindeshaltbarkeits- oder das Verbrauchsdatum reagieren. «Die älteren Konsumentinnen wissen viel mehr über die Haltbarkeit der Lebensmittel», erzählt die Expertin.

Dieses Wissen sei früher viel stärker im Bewusstsein verankert gewesen. Und Erika Bauert sagt, es brauche wieder mehr Wertschätzung für die Lebensmittel. Diese seien häufig so billig, dass man sich lieber etwas neu kauft, anstatt zuerst mal zu probieren.

Espresso, 19.04.24, 08:10 Uhr

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