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Forstbetriebe am Anschlag «WC-Papier-Effekt» bei Brennholz-Bestellungen

«Was jetzt abgeht, ist was völlig Neues», sagt der Präsident der Waldkorporation Romanshorn-Uttwil. Eine Reportage.

Rund 800 Ster Holz habe man bisher jeweils verkauft pro Jahr. In diesem Jahr ist aber nichts «so wie immer», erklärt der Präsident der Waldkorporation Romanshorn-Uttwil, Christian Hug. Man habe bis jetzt bereits 1200 Ster ausgeliefert. «Was jetzt abgeht, ist was völlig Neues», sagt Hug, der seit bald 20 Jahren im Vorstand ist. Man habe sich so etwas nicht vorstellen können.

Brennholz-Bestellungen bereits im Sommer

Normalerweise füllen die Kundinnen und Kunden im Herbst ihre Brennholz-Lager auf, wenn die Tage kürzer und die Temperaturen kälter werden. «Dieses Jahr ist alles viel früher, wir hatten bereits im Sommer viele Bestellungen», erzählt der Förster Renato Stracka.

Wir haben einen ähnlichen Trend wie beim WC-Papier, dass man einfach das Lager leer kauft.
Autor: Renato Stracka Förster

«Nach den Betriebsferien im Sommer habe ich einen Tag lang nur telefoniert und Brennholz-Bestellungen entgegengenommen.» Das Team in Romanshorn wurde regelrecht überrannt und musste deshalb einen Bestellstopp verfügen. «Wir mussten zuerst einmal schauen, wie viel Holz wir überhaupt noch an Lager hatten», so Förster Stracka.

Nach der Inventur war klar: Es gibt eine Warteliste, Neukunden konnten keine mehr angenommen werden. Und auch den bestehenden Kunden müssen man etwas auf die Finger schauen, schmunzelt Stracka: «Wir haben einen ähnlichen Trend wie beim WC-Papier, dass man einfach das Lager leer kauft.»

Faktenbox

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In der Schweiz gibt es laut dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL rund 540'000 Holzfeuerungen. Der grösste Teil davon, rund 480'000, sind kleine Wohnraumheizungen wie beispielsweise Cheminées oder Schwedenöfeli. Pellet-Zentralheizungen gibt es gut 20'000, schreibt das BWL. Während in den letzten Jahren viele dieser kleinen Öfen und Cheminées nur dekorative Zwecke erfüllten, werden diese Heizungen aufgrund der steigenden Preise für Erdgas und Heizöl wieder vermehrt in Betrieb genommen. Dies hat zur Folge, dass die Brennholz-Nachfrage in der ganzen Schweiz gestiegen ist. Seit Anfang Jahr sind die Preise für Brennholz schweizweit um rund 10 bis 20 Prozent gestiegen, schreibt der Verband Wald Schweiz, der die Interessen der Waldbesitzer vertritt.

Waldpflege bleibt auf der Strecke

Der Brennholz-Verkauf ist in Romanshorn ein Nebengeschäft, eine Dienstleistung für die Bevölkerung und nur knapp kostendeckend. In den vergangenen Jahren waren die Bestellungen leicht rückläufig. Das bedeutete: Maximal während eines Tages pro Woche wurde Brennholz hergestellt und ausgeliefert. Dies ist in diesem Jahr anders: «Aktuell machen wir drei bis vier Tage pro Woche Brennholz», sagt der Förster.

Andere Arbeiten in der Waldpflege bleiben liegen. «Da wird der Wald schon etwas vernachlässigt», gibt Stracka zu. Er glaubt aber, dass es sich bei den aktuellen Brennholz-Bestellungen eher um ein einjähriges Phänomen handelt und sich die Bestellmengen nächstes Jahr normalisieren. Ansonsten müsse man personell Anpassungen machen.

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Espresso, 03.10.22, 08:13 Uhr

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