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Betrüger bestellen ein iPhone – mit Fake-Kundenkonto bei Digitec
Aus Espresso vom 24.05.2024. Bild: imago / Becker Bredel
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Identitätsdiebstahl Betrüger eröffnen Digitec-Konto auf fremden Namen

Eine Frau erfährt durch eine Inkassoandrohung von einem Identitätsdiebstahl. Selbst davor schützen kann man sich nicht.

Aus heiterem Himmel hat eine Frau die dritte Mahnung des Onlinehändlers Digitec mit Inkassoandrohung im Briefkasten: Angeblich ist eine Rechnung über 724 Franken offen. Dabei hat die Frau gar nichts bestellt. Ihre letzte und einzige Bestellung bei Digitec liegt sieben Jahre zurück. Sie hatte sie noch von ihrem früheren Wohnort in Deutschland getätigt. Was soll das also für eine Bestellung an ihre neue Wohnadresse in der Schweiz sein?

Der Kundendienst von Digitec schreibt ihr: Wenn das nicht ihre Bestellung sei, habe vermutlich jemand ihren Namen und ihre Adresse illegal verwendet. Sie solle diesen Identitätsmissbrauch bei der Polizei anzeigen. Und: «Bitte informieren Sie uns ausserdem, ob von Ihrer Haftpflicht- oder Cyberversicherung der aus dem Identitätsdiebstahl entstandene Schaden übernommen wird.» Ziemlich frech, findet die Betrogene. Schliesslich habe sie nichts bestellt und sei nicht verantwortlich, weshalb sie auch ihre Versicherungen nicht in der Pflicht sieht.

Kriminelle haben ein neues Konto eröffnet

Es stellt sich heraus, dass Kriminelle bei Digitec ein neues Kundenkonto auf den Namen und die Adresse der Frau eröffnet haben. Dann haben sie ein iPhone an ihre Adresse bestellt und das Paket vermutlich abgefangen. Es wurde also nicht ihr altes Kundenkonto gehackt. Dieses hat eine andere Nummer als dasjenige auf der Rechnung.

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Die Betroffene ist erstaunt und erschrocken, dass dieser Betrug so einfach möglich ist. «Das ist unheimlich», sagt sie DEM SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». «Da sind ja Tür und Tor geöffnet für Missbrauch.» Sie bittet Digitec, zur Sicherheit ihren Namen und ihre Adresse generell für Bestellungen auf Rechnung zu sperren. Das sei nicht möglich, sagt Digitec. Auch nicht einen Namen und eine Adresse ganz für die Eröffnung eines Kundenkontos zu sperren. Das wäre im Alltag nicht praktikabel.

Digitec: «Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz»

Digitec-Sprecher Tobias Heller betont, dass diese Art von Betrug nicht so einfach möglich sein sollte: «Um solche Betrugsversuche zu erkennen, durchlaufen Kontoeröffnungen diverse Sicherheitsmassnahmen. Aber dieser Fall zeigt, dass auch die ausgeklügeltsten Systeme nicht alle Versuche verhindern können.»

Bei Bestellungen auf Rechnung gebe es zusätzliche Sicherheitschecks sowie eine Bonitätsprüfung. Das sei auch im vorliegenden Fall passiert. Weiter sagt Tobias Heller, dass es bei Digitec möglich sei, auf denselben Namen mehrere Kundenkonten zu haben. Das Sicherheitssystem überprüfe dies dann auch. «Im konkreten Fall hat es aber nicht angeschlagen.»

Es ist tatsächlich so, dass es im Onlinehandel noch keinen hundertprozentigen Schutz gibt.
Autor: Tobias Heller Digitec-Sprecher

Digitec hat inzwischen das gefälschte Konto gelöscht, die Rechnung storniert und das Inkasso zurückgezogen. Doch bei der Frau bleibt ein ungutes Gefühl zurück. Denn sie wüsste nicht, was sie anders machen könnte, um sich zu schützen.

Dazu sagt der Digitec-Sprecher: «Es ist tatsächlich so, dass es im Onlinehandel noch keinen hundertprozentigen Schutz gibt.» Es würden aber nur wenige betrügerische Bestellungen den Sicherheitscheck überstehen. Danach würden sie fast immer entdeckt und in Zusammenarbeit mit den Behörden verfolgt.

Espresso, 24.5.2024, 8:10 Uhr

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