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Kirschlorbeer und Co. Invasive Neophyten: Im Online-Handel immer noch im Angebot

Im Internet werden immer noch invasive Neophyten verkauft – als seien diese kein Problem. Doch bald soll Schluss sein.

Invasiven Neophyten soll der Garaus gemacht werden. Das sind gebietsfremde Pflanzen, die sich hierzulande rasch ausbreiten und die einheimische Biodiversität bedrohen. Landauf, landab gehen diverse Gemeinden gegen die Problemgewächse vor. Sie werden mit den Wurzeln ausgerissen und in speziellen Neophyten-Säcken der Kehrichtverbrennung zugeführt. Damit soll verhindert werden, dass sie weiter ihre Samen verbreiten können, wie das in der Grünabfuhr der Fall ist.

Im hiesigen Detailhandel, bei den Grossverteilern und in den Gartencentern sind Kirschlorbeer, Sommerflieder und Co. unterdessen grösstenteils aus dem Sortiment verbannt worden. Im Internet findet man sie aber weiterhin, wie eine Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» festgestellt hat. Sie wundert sich: «Warum kann man etwas kaufen, das man nicht mehr anpflanzen soll?».

Kirschlorbeer von holländischen Online-Shops

Das sei tatsächlich ein schwer nachvollziehbarer Widerspruch, findet auch der Agronom Samuel Kappeler, der mehrere Gemeinden im Berner Seeland bei ihrem Kampf gegen invasive Neophyten berät. «Vor allem in den Niederlanden gibt es noch mehrere grosse Pflanzenproduzenten, die solche Pflanzen anbauen und via Internet verschicken.»

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Zum Beispiel die Unternehmen Heijnen und Heckentotal. Sie bieten frisch fröhlich Kirschlorbeer als immergrüne und beliebte Heckenpflanze an. Die Endung «.ch» bei der Internetadresse suggeriert, dass es sich um einen Schweizer Shop handelt. Auf Anfrage von «Espresso», weshalb man immer noch invasive Neophyten verkaufe, kommt von Heijnen keine Reaktion. Heckentotal schreibt lediglich lapidar zurück, man erhalte alle Informationen zu ihrem Pflanzenangebot auf ihrer Internetseite.

Experte fordert Verkaufsverbot und Rodungspflicht

Tatsächlich machen diese Shops wohl etwas Fragwürdiges, aber grundsätzlich nichts Verbotenes. Die Pflanzen dürfen in der Schweiz vorderhand noch verkauft werden. Es brauche deshalb zügig ein Verkaufsverbot von invasiven Neophyten, fordert Agronom Kappeler. Und er ist der Meinung, dass die Grundeigentümer und -eigentümerinnen dazu verpflichtet werden sollen, die invasiven Neophyten zu roden. Wer eine Hecke brauche, könne auch auf einheimische Alternativen wie Liguster, Eibe, Stechpalme, Hainbuche oder Fichte ausweichen.

Keine Rodungspflicht

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Das geplante Verkaufsverbot von invasiven Neophyten wird laut dem Bundesamt für Umwelt keinen direkten Einfluss auf die zahlreichen Gärten mit Sommerflieder (auch Schmetterlingsstrauch genannt) oder Kirschlorbeer-Hecken haben. Es ist den Eigentümerinnen und Eigentümern also freigestellt, ob sie die invasiven Neophyten stehenlassen oder entfernen. Wichtig sei aber, dass man «die gebotene Sorgfalt» anwende, schreibt das Bafu. Konkret: Kirschlorbeer müsse regelmässig, ein- bis zweimal pro Jahr geschnitten werden, um die Fruchtbildung zu verhindern oder zumindest stark zu reduzieren.

Das Verbot ist unterwegs

Zumindest mit der Forderung nach einem Verkaufsverbot rennt er beim Bund offene Türen ein. Ein solches Verbot ist schon länger unterwegs, angestossen durch eine Motion im Nationalrat .

Stiftung Infoflora:

Verboten werden sollen neben dem Verkauf und Import auch das Tauschen, Schenken und Verleihen gewisser invasiver, gebietsfremder Pflanzen wie Kirschlorbeer oder Sommerflieder. Die dafür notwendige Anpassung der Freisetzungsverordnung ist laut dem zuständigen Bundesamt für Umwelt (Bafu) im Gange und muss noch vom Bundesrat abgesegnet werden. Es dürfte also noch mehrere Monate dauern bis das Verbot gilt.

Espresso, 12.07.23, 08:10 Uhr

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