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Künstliche Intelligenz Wie höflich soll man zur KI sein?

Höflichkeiten wie «Bitte» und «Danke» bringen bei Künstlicher Intelligenz nichts – sie verbrauchen nur Strom und liefern keine besseren Antworten.

Viele Userinnen und User kommunizieren mit Künstlicher Intelligenz wie mit einem Menschen: Man tippt eine Frage an ChatGPT, Copilot, Perplexity oder eine andere KI und formuliert dabei höflich: «Hallo, kannst du mir bitte sagen...» und «Danke». Doch sind solche Floskeln bei einer KI sinnvoll – oder sogar kontraproduktiv, wie Experten behaupten?

Höflichkeit als Energieverschwendung

Die Debatte um die Höflichkeit gegenüber KI erhielt jüngst Zündstoff durch Sam Altman, den Chef von OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT. Er behauptete in einem Social-Media-Post, dass das «Bitte» und «Danke» der ChatGPT-Nutzenden dutzende Millionen Dollar an Stromkosten verursache. Wenn das stimmt, hätte das auch ökologische Konsequenzen.

Was sagen die KIs zu dieser Frage?

Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» stellte diese Frage an ChatGPT, Copilot von Microsoft und die KI namens Perplexity. Während Copilot und – ironischerweise – auch Sam Altmans ChatGPT einen höheren Stromverbrauch verneinen, vertritt Perplexity eine andere Ansicht.

Perplexity argumentiert, dass jedes zusätzliche Wort in einer KI-Anfrage in den grossen Rechenzentren Rechenleistung beansprucht. Auch wenn ein einzelnes «Hallo» oder «Bitte» nur sehr wenig Energie verbrauche, summiere sich dies bei Milliarden von Anfragen pro Tag zu erheblichen Beträgen. Laut Perplexity benötigt eine Anfrage an die KI mit rund 100 Wörtern etwa so viel Strom wie 14 LED-Lampen, die eine Stunde lang leuchten.

Was sagen Experten aus Fleisch und Blut?

Guido Berger von der SRF-Digitalredaktion bestätigt, dass Höflichkeitsfloskeln tatsächlich dazu führen, dass die KI mehr Daten verarbeiten muss und somit mehr Strom verbraucht. Allerdings habe das nichts mit Höflichkeit an sich zu tun: «Im Grunde geht es um die Länge der Anfrage, nicht um deren Inhalt. Also: Mehr Wörter brauchen mehr Energie. Und je mehr Fragen ich stelle, desto mehr Energie benötigt die KI für die Antworten.»

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Wie viel Energie eine einzelne KI-Anfrage genau verbraucht, ist schwer zu beziffern. Schätzungen zufolge benötigt eine KI-Anfrage jedoch etwa zehnmal mehr Energie als eine herkömmliche Google-Suche. Allerdings integriert Google mittlerweile auch KI-Antworten direkt in die Suchergebnisse, was den direkten Vergleich erschwert.

Je freundlicher die Frage – desto besser das Ergebnis?

Immer wieder kursiert der Mythos, dass Chatbots auf höfliche Anfragen bessere Ergebnisse liefern würden. Die KI-Tools selbst verneinen das. ChatGPT schreibt: «Tatsächlich liefere ich grundsätzlich dieselbe Qualität an Antworten, egal ob du freundlich oder weniger freundlich zu mir bist. Meine Leistung hängt vor allem davon ab, wie klar und präzise deine Fragen sind.»

Ein kurzer Praxistest bestätigt das: Bei identischen Anfragen – einmal mit und einmal ohne Höflichkeitsfloskeln – waren die Resultate gleichwertig.

Vorsicht mit Fakten bei der KI

Chatbots können zwar viele einfache Fragen richtig beantworten, erzählen aber häufig auch kompletten Unsinn. Der Grund: Eine KI kann nicht «denken» oder «verstehen» wie ein Mensch. Sie generiert Antworten auf Basis von Wahrscheinlichkeiten und Mustern in riesigen Datenmengen. Deshalb gilt: Bei Fragen zu komplexen Sachverhalten oder zu Fakten ist die eigene Recherche unerlässlich.

Radio SRF 1, Espresso, 08.09.2025, 08:10 Uhr

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