Hosen flicken, einen Reissverschluss einsetzen, den Saum eines Rockes kürzen – nicht jedermanns oder jederfraus Sache. Soll man die Kleider deshalb einfach wegwerfen? Nicht unbedingt. Wem Nachhaltigkeit wichtig ist, kann die Kleider zum Beispiel in eine Flickstube der Caritas Zürich bringen.
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Bild 1 von 3. Nadiira aus Somalia flickt den Saum eines Kleides. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Nagham aus dem Irak (links) ist Nachhaltigkeit wichtig. Sadia aus Somalia ist ganz neu in der Flickstube und lernt zuerst von Hand nähen. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. Rahwa kommt aus Eritrea. Neben dem Nähen gefällt ihr auch der Austausch mit den anderen Frauen. Bildquelle: SRF.
Die Flickstube ist ein Lern- und Integrationsprojekt der Caritas Zürich für armutsbetroffene Migrantinnen. In acht verschiedenen Flickstuben, verteilt im ganzen Kanton, vertiefen die Frauen ihre Nähkenntnisse, lernen Deutsch und knüpfen soziale Kontakte. Drei Jahre dürfen sie an diesem Projekt teilnehmen.
Sechs Frauen aus fünf verschiedenen Ländern
Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» besucht die Flickstube im Quartier Schwamendingen. Sechs Migrantinnen aus Somalia, Eritrea, Afghanistan, Irak und der Ukraine kommen einmal pro Woche für einen Morgen hier zusammen und lernen nähen und flicken. Sadia aus Somalia ist erst seit drei Monaten dabei. «Ich habe gelernt, wie man von Hand näht», erzählt sie. «Mit der Maschine habe ich noch Schwierigkeiten.» Rahwa aus Eritrea ist schon länger dabei und kennt sich mittlerweile ziemlich gut aus mit der Nähmaschine. Gerade hat sie eine Tasche von einem Kleid entfernt und näht nun die Naht wieder zu.
Weiterführende Informationen
Drei freiwillige Helferinnen – unter anderem ehemalige Handarbeitslehrerinnen – unterstützen die Frauen beim Nähen oder Flicken. Amena aus Afghanistan hat in der Nähstube so viel gelernt, dass sie sich ein eigenes Atelier wünscht, in welchem sie Kinderkleider schneidern kann.
Es geht um viel mehr als nur ums Nähen
Neben den Nähfertigkeiten vertiefen die Migrantinnen auch ihr Deutsch und knüpfen soziale Kontakte. «Mir gefällt alles in der Nähstube. Vor allem die Kaffeepause! Dann kann ich mit den anderen Frauen reden», lacht Rahwa. Reden übers Nähen, die Kinder, über Träume und Zukunftswünsche.
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Bild 1 von 3. Die Kaffeepause ist ein Highlight für die Frauen. Alle unterhalten sich auf Deutsch, lachen viel und tauschen sich unter anderem auch über ihre Kinder aus. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Renata Gatella (rechts), Leiterin des Lern Lokals der Caritas Zürich, mit den freiwilligen Helferinnen Christa Zopfi (links) und Ziki Sejdiu (Mitte). Ziki Sejdiu ist Kulturvermittlerin und unterstützt die Migrantinnen bei Fragen. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. In der Flickstube Schwamendingen arbeiten sechs Frauen aus Somalia, Eritrea, Ukraine, Irak und Afghanistan. Bildquelle: SRF.
Nähen und Nachhaltigkeit seien zwar zentral, aber es gehe auch darum, die Frauen auf dem Weg ins Arbeitsleben zu begleiten und ihnen zu helfen, ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen, erklärt Renata Gattella. Sie ist die Leiterin des Lernlokals der Caritas Zürich, zu dem auch die Flickstube gehört. «Nicht für alle ist ein Deutschkurs der richtige Weg. Einige lernen die Sprache besser bei einer Tätigkeit, die ihnen Spass macht.»
Auch das Selbstvertrauen der Frauen werde gestärkt. «Wir hatten zum Beispiel schon einige Frauen, die nach den drei Jahren in der Flickstube eine Ausbildung als Fachfrau Betreuung gemacht haben», so Gattella. Einen Job als Näherin zu finden, sei eher schwierig. Zwei Stunden in der Flickstube pro Woche sei natürlich nicht mit einer Schneiderinnenlehre zu vergleichen. Andere fänden einen Job in einem Altersheim oder würden in eine Laufbahnberatung gehen.