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Luscher Onlineshop Angebliche «Mode aus Zürich» kommt aus China

Der Onlineshop «Paul Rosenbach» wirbt mit fairer Mode aus Zürich. Geliefert wird synthetische Billigware aus China.

Reihenweise melden sich beim SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» empörte Kundinnen und Kunden, welche im Onlineshop bei «Paul Rosenbach – Mode aus Zürich» Kleider bestellt haben. Die Webseite sei professionell und ansprechend gestaltet. Der Shop verspricht: «Paul Rosenbach setzt sich für eine umweltfreundliche Produktion und faire Arbeitsbedingungen ein. Wir versuchen, dem Trend zu nachhaltiger Entwicklung und kurzen Transportwegen zu folgen.» Klingt gut – ist aber frei erfunden.

Lumpenzeugs. Nicht einmal 20 Franken wert.
Autor: Kundin von Paul Rosenbach

«Ich habe mir eine kleine Boutique aus Zürich vorgestellt», erzählt eine Kundin. Auf den Fotos würden die Stücke edel aussehen. Es heisst, sie seien aus Leinen, Baumwolle, Kaschmir oder Seide. Doch, was diese Kundin erhielt, «hat nicht annähernd so ausgesehen, wie der elegante rosa Blazer auf dem Produktbild im Onlineshop.»

Geliefert wird synthetische Ware in billigster Qualität, schlecht geschnitten. Eine Kundin meint: «Lumpenzeugs. Nicht einmal 20 Franken wert.» Wer sich bei Paul Rosenbach über das Kontaktformular beschwert, erhält Standardantworten. Man könne ein Formular ausfüllen und die Kleider nach China zurücksenden – natürlich auf eigene Kosten.

Mit der Zufriedenheitsgarantie «Wir erstatten Ihnen den vollen Kaufpreis» ist es nicht weit her. Für reduzierte Ware gilt diese nicht. Und: «Alles in diesem Shop ist reduziert. Deshalb erhält man sicher nie sein Geld zurück, sondern nur einen Gutschein», erzählt eine Kundin. Für einen Shop, in dem sie bestimmt nie mehr bestellen werde.

 Screenshot der Webseite paulrosenbach.com. Die Marke deklariert ihre Produkte als lokal und somit auch nachhaltig.
Legende: Onlineshop Paul Rosenbach Screenshot der Webseite. Die Marke deklariert ihre Produkte als lokal. paulrosenbach.com
Das ist unserer Ansicht nach illegal.
Autor: Lucien Jucker Jurist bei der Stiftung für Konsumentenschutz

Für Lucien Jucker, Jurist bei der Stiftung für Konsumentenschutz, ist die Sache klar. Mit all diesen falschen Versprechungen sei dies ein Fall von unlauterem Wettbewerb: «Da werden Konsumentinnen massiv und auf mehrere Arten getäuscht. Das ist unserer Ansicht nach illegal.»

… eigentlich. Denn: «Die sind in China stationiert. Und die Durchsetzung des UWG ist in China hoffnungslos.»

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Beschwerde beim Seco möglich

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) beurteilt den Onlineshop Paul Rosenbach ähnlich – wenn auch vorsichtiger:  «Die Angaben auf der Webseite paulrosenbach.com könnten möglicherweise irreführend sein, wenn bei den Durchschnittsadressaten der falsche Eindruck erweckt wird, es werde ‹Mode aus Zürich› bzw. ‹Qualitätsmode aus Zürich› angeboten, obwohl die Ware tatsächlich aus China stammt.» Dasselbe gelte für die Aussagen zu fairen Arbeitsbedingungen, kurzen Transportwegen und hochwertigen Stoffen.

 Betroffene können dem Seco eine Beschwerde zukommen lassen, z.B. mit dem Formular auf der Webseite . «Sobald das Seco wegen unlauteren Geschäftspraktiken eine grössere Anzahl an Beschwerden gegen ein bestimmtes Unternehmen erhält, kann es den Sachverhalt genauer prüfen und gegebenenfalls die notwendigen Schritte ergreifen.» Bisher habe das Seco zu diesem Webshop erst wenige Beschwerden erhalten.

Der Onlineshop hat auf die Anfragen von «Espresso» nicht reagiert.

Espresso, 05.06.23, 08:13 Uhr

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