Worum geht es? Trauben im Laden oder im Kühlschrank glänzen in der Regel nicht, sondern weisen einen gräulichen Schleier auf. Vor allem bei den blauen Beeren fällt dieser auf. Der Belag hält sich auch nach dem Waschen hartnäckig, sodass Konsumentinnen und Konsumenten darüber rätseln. «Gehört die Schicht zur Frucht oder stammt sie von einem Spritzmittel?», fragt sich etwa ein Traubenliebhaber im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Was hat es mit dem grauen Schleier auf sich? Bei dem Belag handelt es sich um den sogenannten Reifebelag – eine natürliche Wachsschicht. Laut Agroscope gibt es sie auch auf anderen Früchten wie Pflaumen oder Mirabellen. Die Pflanzen würden den Belag selbst produzieren, schreibt das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung. Der Wachsfilm schütze die Früchte vor Sonne, Regen und manchmal vor Schädlingen. Er sei auch auf Pilzen und sogar auf gewissen Insekten vorhanden.
Müssen wir den Belag entfernen? Wer will, kann die Oberfläche der Beeren sanft abreiben. Nötig sei dies jedoch nicht, heisst es von Agroscope. Die Wachsschicht sei ungefährlich und stehe für Reife und Frische. Dennoch empfiehlt es sich, wie alle Früchte und Gemüse auch die Trauben vor dem Essen zu waschen. So löst sich Staub und Dreck.
Hilft Waschen auch gegen Pflanzenschutzmittel? Das Waschen der Trauben entfernt vorhandene Rückstände nur bedingt. Nur wasserlösliche Wirkstoffe, die sich auf der Oberfläche der Trauben befinden, lassen sich abwaschen. Andere Pflanzenschutzmittel hingegen dringen in die Beeren ein, da hilft auch Waschen nichts. Dies sei bei allen Früchten und Gemüsen der Fall, sagt Agroscope. Für die Mittel gibt es jedoch gesetzlich festgelegte Höchstwerte. Ob diese eingehalten werden, überprüfen Kantonschemikerinnen und Kantonschemiker mit Stichproben.
Was zeigen die Kontrollen? Im letzten Jahr haben die Lebensmittelexperten rund 1200 Obstproben untersucht. 90 Prozent davon hätten die Vorgaben erfüllt, schreibt der Verband der Schweizer Kantonschemiker. Das Obst im Handel sei «vorwiegend von guter Qualität». Die Höchstwerte gelten für jeden einzelnen Wirkstoff separat. Für mehrere Pflanzenschutzmittel, sogenannte Pestizid-Cocktails, gibt es hingegen keine Obergrenze. Es ist ausreichend, wenn die einzelnen Substanzen die Vorgaben nicht überschreiten. In einem Kassensturz-Test von 2017 wiesen Trauben bis zu fünf verschiedene Pestizide gleichzeitig auf, andere hingegen gar keine.
Was können Konsumentinnen machen? Wer Rückstände von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel vermeiden will, kann Bio-Produkte kaufen. Zwar kommen auch in der biologischen Landwirtschaft Pflanzenschutzmittel wie Schwefel zum Einsatz. Diese sind jedoch natürlichen Ursprungs oder werden aus natürlichen Rohstoffen hergestellt.