Sie ist ein relativ junges Phänomen in der Geschichte des Weinbaus: die nächtliche Traubenlese. Entwickelt hat sie sich vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten. Ermöglicht unter anderem dank moderner Technologien wie Erntemaschinen mit Scheinwerfern und Sensoren, die die optimale Reife von Trauben erkennen.
Und genau diese Reife ist meist in der Nacht am optimalsten: Die kühlen Temperaturen bewahren Aromen und Säure, reduzieren die Oxidation und erhalten Zucker sowie Aromastoffe. Das Ergebnis sind frischere, elegantere und aromatischere Weine.
Die ersten nennenswerten Versuche mit der nächtlichen Lese fanden in Sizilien statt, um den hohen Tagestemperaturen selbst im September entgegenzuwirken.
Verbindung von Tradition und Innovation
Ein weiterer Vorteil der nächtlichen Weinlese betrifft die Nachhaltigkeit: Die Trauben gelangen bereits kühl in die Kellerei, wodurch der Bedarf an Kühlsystemen sinkt und der Energieverbrauch reduziert wird.
Und auch die Arbeiterinnen und Arbeiter können so unter kühleren, weniger anstrengenden und sichereren Bedingungen tätig sein.
Mittlerweile finden nächtlichen Weinlesen weltweit in den besten Weinbaugebieten statt: In der Champagne wird die Technik eingesetzt, um die Zartheit der Aromen zu bewahren; in Kalifornien, im Napa Valley, für die edelsten Weine; in Neuseeland für die duftintensiven Sauvignon Blancs; und in Südafrika, um die Frische der Chenin Blancs zu erhalten.
Die nächtliche Lese ist daher nicht nur eine technische Innovation, sondern ein Ansatz, der Tradition, Nachhaltigkeit und Qualität miteinander verbindet.