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Der Japankäfer, der kleine Vielfrass
Aus Espresso vom 06.07.2023. Bild: Imago Images / Imagebroker
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Sommerferien Bund warnt vor Einschleppen des Japankäfers

Mit einer Kampagne will der Bund vermeiden, dass sich der gefrässige Japankäfer in der Nordschweiz ausbreitet.

Seit einigen Jahren breitet sich der Japankäfer in Norditalien und im Tessin aus. Dieser Schädling richtet vor allem in der Landwirtschaft grosse Schäden an und kann ganze Ernten zerstören.

Zum Auftakt der Sommerferienzeit ruft das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) Reisende zur Achtsamkeit auf. Die Käfer könnten als «blinde Passagiere» über grosse Strecken in Autos und Zügen transportiert und sich in weiteren Regionen der Schweiz explosionsartig verbreiten.

Im Interview mit «Espresso» erklärt Christina Sann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim BLW, wie man den Käfer erkennt und wie eine Einschleppung in die Nordschweiz verhindert werden kann.

Christina Sann

Christina Sann

wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bundesamt für Landwirtschaft

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Fachbereich Pflanzengesundheit

 

SRF «Espresso»: Frau Sann, was ist das Problem mit dem Japankäfer?

Christina Sann: Zum einen ist er ein Vielfrass. Japankäfer fressen über 300 verschiedene Pflanzenarten. Und zum anderen nimmt die Käferpopulation sehr schnell zu. Im Tessin haben wir momentan jedes Jahr das Zehnfache an Käfern wie im Vorjahr.

Wie sieht ein Japankäfer aus?

Die Käfer sind braun und nicht sehr gross, ungefähr wie ein Fünf-Rappen-Stück, weshalb sie sich gut verstecken können. Auffällig ist, dass sie an beiden Seiten links und rechts fünf weisse Haarbüschel haben und auch am Hinterleib, quasi am Popo zwei zusätzliche weisse Haarbüschel. Sie sehen vor allem dem Gartenlaubkäfer und auch dem Junikäfer sehr ähnlich. Die Haarbüschel machen den Unterschied.

Wichtig ist also, keine Japankäfer in die Deutschschweiz einzuschleppen. Was, wenn ich im Süden in den Ferien bin? Kann ich schon vor der Abreise nach Hause etwas tun?

Es ist sicherlich gut, sich das Auto gut anzuschauen, auch mal ins Gepäck zu gucken, dass nicht irgendwo ein Käfer sitzt, der aus Versehen mitfährt. Es dürfen keine Pflanzen in Erde, also in Töpfen, aus einem Privatgarten ausgeführt werden, weil dort die Gefahr sehr hoch ist, dass es Eier oder Larven im Boden hat und man dadurch den Käfer unbewusst in die Nordschweiz transportiert.

Und was kann ich tun, wenn ich zu Hause ankomme und den Koffer oder Rucksack auspacke?

Aufmerksam sein. Und wenn irgendwo einen Käfer aus dem Koffer krabbelt, der wie ein Japankäfer aussieht, einfangen und nicht nach draussen fliegen lassen. Danach den kantonalen Pflanzenschutzdienst informieren.

Wenn ich einen Japankäfer per Zufall irgendwo auf einem Spaziergang oder im Garten antreffe, was macht ich dann?

Unbedingt mindestens ein Foto machen. Und wenn man die Möglichkeit hat, den Käfer einfangen. Dann den Standort, also den Ort notieren, wo man den Käfer gefunden hat. Auch gerne von der Pflanze, auf der man den Käfer gefunden hat, noch Fotos machen und anschliessend den kantonalen Pflanzenschutzdienst kontaktieren.

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Man hört immer wieder Meldungen zu invasiven Pflanzen und Tieren, beispielsweise zur asiatischen Hornisse oder zu Ambrosia und wie man versucht, diese irgendwie zu stoppen. Bringen solche Massnahmen überhaupt etwas? Kann man den Japankäfer noch aufhalten?

Jein. Im Tessin ist es sicherlich so, dass wir den Käfer nicht mehr loswerden, sondern einfach versuchen, ihn so stark wie möglich auszubremsen, damit er noch möglichst lange braucht, bis er über die Alpen kommt. Was wir aber machen können, ist, zu verhindern, dass es neue Populationen, also neue Käferfunde, auf der Nordseite der Alpen gibt, die eben Menschen verursacht sind.

Das Interview führte Yvonne Hafner.

Video
Tigermücken und Japankäfer: Der Kampf gegen invasive Insekten
Aus Einstein vom 22.06.2023.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 38 Minuten 45 Sekunden.

Espresso, 06.07.23, 08:10 Uhr;

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