Wie funktioniert die Masche? Auf dem Handydisplay einer Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» erscheint die Nummer ihrer Hausbank – der Graubündner Kantonalbank GKB. Am Telefon: Ein Mann in gebrochenem Deutsch. Er behauptet, auf ihrem Konto sei eine Abbuchung von 700 Franken erfolgt. Ob sie davon wisse? Das Fiese daran: Auf Nachfrage nennt der angebliche Bankangestellte die korrekte Filiale. Als die Bündnerin trotzdem auflegt, versucht er es gleich nochmals auf dem Handy ihres Mannes.
Bank lässt Betrugsversuch auffliegen: Um zu prüfen, ob tatsächlich ihre Bank angerufen hat, ruft die Bündnerin auf die Nummer zurück, die zuvor auf ihrem Display erschien. Und landet tatsächlich bei ihrer Bank. Die GKB stellt sofort klar: Die Geschichte mit den 700 Franken ist erfunden. Und sie publiziert auf ihrer Webseite eine Warnung für ihre Kundinnen und Kunden.
Wieso weiss der Täter so viel? Dazu äussert sich die GKB nicht. Das Phänomen des «Spoofing» (siehe Kasten) ist zwar nicht neu. Aber dass der Täter so viel über die Bündnerin weiss – ihren Namen, ihre Bankfiliale und sogar die Nummer ihres Mannes – findet sie erschreckend. Und sie gibt zu: «Hätte dieser Mann nicht so gebrochen Deutsch gesprochen und meinen Namen falsch ausgesprochen – ich wäre hereingefallen».
Auch andere Regionen betroffen: Der Fall aus Graubünden ist kein Einzelfall. Vor einigen Tagen schlug die Schaffhauser Polizei Alarm: Seit Wochenbeginn haben Gauner allein im Kanton Schaffhausen bereits mehr als 270'000 Franken erbeutet. Auch dort gaben sich Betrüger als Bankmitarbeitende aus. Und auch dort zeigte das Telefondisplay eine Nummer an, die zur entsprechenden Bank gehören könnte.
Was haben die Gauner vor? Bianca Gähweiler von der Schaffhauser Polizei warnt: Die Täter haben ihre Opfer dazu gebracht, eine Fernzugriffs-Software auf ihrem Computer zu installieren. So konnten die Betrüger aus der Ferne auf den Computer zugreifen und sensible Daten wie Bankzugänge stehlen.
Das sagen GKB und Kantonspolizei: Bislang meldeten sich in diesem Jahr zehn Personen bei der Kantonspolizei Graubünden, die von angeblichen GKB-Mitarbeitenden kontaktiert wurden. In allen Fällen installierten die Opfer auf Anweisung der Täter Fernwartungstools, wodurch die Betrüger Zugriff auf das eBanking erhielten und Geld abbuchen konnten. Die GKB warnt: Banken fordern Kundinnen und Kunden niemals am Telefon auf, persönliche eBanking-Daten preiszugeben oder sich über einen Link einzuloggen.