Ein Hotelier aus Ascona meldet sich beim Konsumentenmagazin «Espresso». Er möchte nicht nur seine, sondern möglichst viele Hotelgäste vor der Buchungsplattform guestreservations.com warnen. Diese Website sieht auf den ersten Blick so aus, als sei sie die direkte Buchungspattform des Hotels. Sie verwendet in ihrer Internetadresse auch den jeweiligen Hotelnamen. Und: Die Seite lockt mit tiefen Preisen.
Erst wenn man die Buchung abschliessen möchte, erscheint ein massiver Zuschlag. Im Falle des Hotels in Ascona beträgt dieser rund 150 Franken – pro Nacht. Statt knapp 370 Franken kostet ein Zimmer rund 520 Franken für eine Nacht.
Genervte Gäste wegen überteuerter Preise
Der Hotelier aus Ascona muss genervte Gäste beruhigen, die sich über den hohen Zuschlag für das Zimmer ärgern. Sie denken, sie hätten direkt übers Hotel gebucht.
Interessanterweise kämen die Buchungen bei ihm an, als ob sie bei booking.com getätigt wurden, sagt der Hotelier gegenüber «Espresso». Mit booking.com habe er tatsächlich einen Vertrag, nicht aber mit guestreservations.com. Auch mit dem happigen Zuschlag habe er nichts zu tun. Er könne eine solche Buchung zwar stornieren, aber es bringe dem Gast nichts. Dieser bleibe auf den Stornogebühren sitzen. Laut seiner Erfahrung beträgt dies mindestens 70 Prozent der Kosten.
AGB von guestreservations.com geben Aufschluss
Auf der Buchungsübersicht von guestreservations.com für das Hotel in Ascona sind «Taxes and Fees», also Steuern und Servicegebühren, aufgeführt. Ebenso der Hinweis, dass die Kreditkarte mit Dollars belastet und bei einer Stornierung das Geld nicht zurückgezahlt werde – auch kein Teilbetrag. In den AGBs steht, dass das Portal ein unabhängiges Reisenetzwerk ist, mit Sitz in den USA. Mit der Nutzung der Website stimme man zu, dass man nicht direkt beim Hotel bucht.
Booking stellt Fotos zur Verfügung
Booking.com schreibt «Espresso», guestreservations.com gehöre nicht zu Booking, ihre Angebote würden Guestreservations jedoch zur Verfügung gestellt. Offenbar auch Fotos, die Booking direkt vom Hotel bezieht. Guestreservations antwortet «Espresso» bezüglich der hohen Servicegebühr: Man biete dafür einen 24/7-Kundenservice an.
Seco und Hotellerie Suisse nicht einig
Das Bundesamt für Wirtschaft Seco sieht bei der Plattform kein Problem und auch keine Täuschung. Unter anderem stehe auf der Startseite von guestreservations.com in der Kopfzeile «An independent Travel Network», also ein unabhängiges Reisenetzwerk. Das Kleingedruckte gebe ausserdem Aufschluss darüber, dass dies eine Vermittlerplattform sei.
Der Branchenverband Hotellerie Suisse hingegen spricht von Verwirrung, da guestreservations.com gezielt den Eindruck erwecke, es handle sich um die offizielle Buchungsseite eines Hotels. «Wir empfehlen Gästen deshalb grundsätzlich, direkt auf der Website des jeweiligen Hotels zu buchen. Damit ist gewährleistet, dass sämtliche Informationen klar dargestellt und keine zusätzlichen Gebühren versteckt werden», so Hotellerie Suisse.