«Voll inegheit» sei sie. Nicole Hauser (Name geändert) aus dem Kanton Aargau hatte über dem Badezimmerfenster ein Hornissennest. Die Tierchen verirrten sich auch ins Innere – sie wollte das Nest von Profis entfernen lassen. Bei der Suche im Internet stiess sie auch auf den SRF-Bericht über die Firma 1122 GmbH. Diese betreibt zig vermeintlich regionale Webseiten und stellt gesalzene Rechnungen für ihre Arbeit. Mehrere Kundinnen und Kunden kritisierten im Konsumentenmagazin «Espresso» das Geschäftsgebaren und die Preise. Kritik gab es auch von den Verbänden der Schweizer Schädlingsbekämpfer.
Letztendlich meldete sich Nicole Hauser bei der lokalen Feuerwehr. Dort teilte man ihr jedoch mit, dass die Feuerwehr keine Umsiedlungen von Nestern mehr anbiete. Ein Mitarbeiter empfahl ihr jedoch die Internetseite hornissennest-entfernen.ch («Hornissen-Experten»), das seien Fachleute und könnten sicher weiterhelfen.
480 Franken für Blitzeinsatz
Telefonisch meldete sich Nicole Hauser also bei den Hornissen-Experten und vereinbarte, dass jemand für eine Beurteilung und eine anschliessende Offerte vorbeikommen soll: «Ich wollte zuerst wissen, was das kostet. Der Auftrag war klar: ‹Noch nicht ausführen!›»
Da sie selbst an diesem Tag nicht zu Hause gewesen sei, habe ihr Partner den Schädlingsbekämpfer über Mittag empfangen. «Als wir später zusammen telefonierten, sagte mir mein Partner, es sei einer da gewesen, habe etwas in das Nest gesprüht und danach gesagt, es koste 480 Franken.» Er habe das Geld sofort per Twint überweisen müssen. Auf der Abrechnung sehen Nicole Hauser und ihr Partner, dass es sich bei den Hornissen-Experten wiederum um die 1122 GmbH handelt.
1122 GmbH: Zu beschäftigt, um zu antworten
Als sich Nicole Hauser per E-Mail bei der 1122 GmbH über das Vorgehen beschwert, teilt ihr ein Mitarbeiter mit, die Arbeit sei ordnungsgemäss erledigt worden. Die Person vor Ort sei ein «legitimer Vertragspartner» gewesen. Gemeint ist damit wohl Nicole Hausers Partner.
Auch das Konsumentenmagazin «Espresso» hätte einige Fragen zu diesem Fall gehabt. Doch die 1122 GmbH schreibt, man sei in der Hochsaison und könne auf die Anfrage nicht eingehen: «Das ist so, als würden Sie in einem gut laufenden Restaurant um 12:15 Uhr einen Servicemitarbeiter fragen, was er die letzten Wochen gemacht hat.»
Feuerwehr entschuldigt sich
Ein kleiner Trost ist für Nicole Hauser die Reaktion der lokalen Feuerwehr, welche ihr die 1122 GmbH empfohlen hatte. «Die haben super auf meine Beschwerde reagiert und sich sehr entschuldigt.» Sie mache der Feuerwehr auch keinen Vorwurf. Gegenüber «Espresso» heisst es von der Feuerwehr, man wolle sich künftig wieder selbst um Hornissennester kümmern, um solche Fälle zu vermeiden.