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Wertvoller Goldring verschwindet bei der Post spurlos
Aus Espresso vom 17.02.2023. Bild: ZVG
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Verdacht auf Diebstahl Wertvoller Goldring verschwindet bei der Post spurlos

Ein wertvoller Goldring verschwindet auf dem Postweg. Doch die Post klärt einen möglichen Diebstahl gar nicht erst ab.

Es war ein Erbstück ihrer Grossmutter, das eine Frau aus Chur bei einem Goldschmied neu machen liess: Ein wertvoller Ring aus Gold mit einem hellen, gelben Edelstein. Die Bündnerin wollte den neuen Ring ihrer Tochter als Erinnerungsstück weitergeben.

Was der Ring mir als Erinnerung bedeutet, ist unersetzbar.
Autor: Betroffene

In einem letzten Schritt wurde der Edelstein von einem «Fasser» im Kanton Aargau in die Fassung des Rings eingepasst. Zusammen mit einem Ring einer anderen Frau wurde der neue Familienring in einem neutralen, gepolsterten Couvert eingeschrieben an den Goldschmied zurückgeschickt.

Doch das Paket braucht geschlagene elf Tage nach Chur. Es kommt zerrissen und wieder zugeklebt an. Und vor allem leer. Ein Schock für die Besitzerin des Familienrings. Der finanzielle Verlust von 3000 Franken, den auch der Goldschmied mitträgt, ist dabei nicht das Schlimmste, erzählt die Betroffene dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Was der Ring mir bedeutet als Erinnerungsstück, ist unersetzbar.»

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Reaktion der Post sorgt für Frust

Der Goldschmied meldet den Verlust sofort der Polizei, während die Bündnerin bei der Poststelle Chur anklopft. Doch dort erhält sie nicht viel Hilfe: «Es hiess lakonisch, man könne ja mal noch bei der internen Fundstelle schauen, und vielleicht werde man in ein paar Wochen dort nochmals nachfragen.»

Das Einzige, das die Betroffene heute weiss: Ihr Ring im Wert von rund 3000 Franken muss irgendwo auf den 50 Kilometern zwischen dem Absender und dem Verteilzentrum Härkingen weggekommen sein.

Dass die beiden Ringe einfach aus dem zerrissenen Paket in eine Sortiermaschine gefallen sind, hält der Goldschmied für wenig wahrscheinlich. Die Ringe lagen zusätzlich in einer zehn Zentimeter langen Schachtel aus Hartplastik, so etwas verschwinde nicht einfach spurlos, sagt er dem SRF-Konsumentenmagazin.

Wir fühlten uns sehr allein und nicht ernst genommen.
Autor: Betroffene

Doch der mögliche Diebstahl wurde von der Post nie geklärt, erzählt die Betroffene: «Auf die Frage, ob man das Personal mal befragt habe, hat nie jemand von der Post reagiert. Wir fühlten uns sehr allein und nicht ernst genommen.»

Aktuell ist es etwas mehr als ein Jahr her, seit die Ringe spurlos verschwunden sind. In der Zwischenzeit bezahlte die Post den Geschädigten 500 Franken, so ist ein eingeschriebenes Couvert versichert. Der Traum von einem neuen Familienring, der eine Generation weitergeht, ist bei der Bündner Familie definitiv geplatzt. 

Das sagt die Kantonspolizei Graubünden

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Die Kantonspolizei Graubünden schreibt auf Anfrage, der gesamte Weg der eingeschriebenen Sendung sei minutengenau von der aufgebenden Poststelle bis zur Zustellung an den Empfänger rekonstruiert worden. «Leider konnte der Zeitpunkt und die Örtlichkeit vom Verlust des Briefinhaltes nicht ermittelt werden. Ebenso ergaben die Ermittlungen sowie die gesamte Rekonstruktion des Sendeverlaufs keinen Erfolg zu einer mutmasslichen Täterschaft.»

Post bedauert den Verlust, klärte Diebstahl aber nie ab

Dem Konsumentenmagazin «Espresso» sagt die Post dasselbe, wie sie im Fall der gestohlenen Rolex und in anderen, ähnlichen Fällen auch schon sagte: Man habe sofort nach den verlorenen Gegenständen gesucht, sie aber nicht gefunden. «Es kann gut sein, dass sie im Sortierprozess irgendwo in eine Maschine gefallen sind,» mutmasst Postsprecher Stefan Dauner.

Doch verschwinden zwei grössere Schachteln aus Hartplastik einfach so spurlos in einer Maschine? Die Post sieht offensichtlich keinen Anlass, einen möglichen Diebstahl abzuklären: «Wir hatten in diesem Fall keinen konkreten Hinweis intern, dass jemand die Ringe gestohlen haben könnte», sagt der Postsprecher.

Die Art der Beschädigung sei für die Angestellten offenbar ein klares Indiz gewesen, dass das gepolsterte Couvert irgendwo in der Verarbeitung beschädigt wurde. Immerhin würden im Verteilzentrum Härkingen täglich rund sechs Millionen Briefe verarbeitet, sagt Stefan Dauner noch. Leid tue es der Post trotzdem.

Espresso, 17.02.23, 08:13 Uhr

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