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Getrocknete Morcheln im Test: Diese Pilze machen Bauchweh
Aus Kassensturz vom 09.05.2017.
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Essen & Trinken Getrocknete Morcheln im Test: Manche Pilze machen Bauchweh

Morcheln gehören zu den beliebtesten Speisepilzen. Die wild gesammelten Pilzhüte kosten getrocknet teils über 80 Franken pro 100 Gramm. Doch nicht alle Produkte sind den hohen Preis wert. Manche Trockenpilze sind verkohlt, und in einem Fall fand der Experte im «Kassensturz»-Test sogar Giftpilze.

Testtabelle

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Hier geht's zu den detaillierten Testresultaten.

Mit diesem Resultat hat niemand gerechnet. In einigen Päckchen getrockneter Morcheln fand das Kantonslabor Genf mehrere Giftpilze. Es handelt sich um die Morcheln des spezialisierten Morchel-Händlers JB Morilles, der seine Pilze über das Internet und auf Märkten verkauft.

Lorchel statt Morchel

In den Säckchen von JB Morilles spürten die Pilzkontrolleure Lorcheln statt Morcheln auf. Das kann gefährlich sein, erklärt Kantonschemiker Patrick Edder: «Die Lorchel enthält einen Giftstoff, der zu neurologischen Veränderungen führen kann. Bis hin zum Tod.»

Wenn der Pilz getrocknet sei und lange koche, reduziere sich zwar das Risiko. Dennoch sagt der Chef des Genfer Kantonslabors: «Die Lorchel ist nicht auf der Liste der essbaren Pilze. Sie hätte nie in so einem Päckchen verkauft werden dürfen.»

Waadländer Behörden intervenieren

Dessen ist sich auch der Pilzhändler Jérémie Battistolo von JB Morilles bewusst. Er stellt sich einem Interview und sagt, er bedauere den Fehler. Er werde seine Kontrollen verbessern und habe mit seinen Lieferanten Kontakt aufgenommen. Und weiter: «Ich mache allein die Sichtkontrollen. Im getrockneten Zustand sind Lorcheln und Morcheln schwieriger auseinanderzuhalten. Aber das gelingt mir normalerweise.»

Die Waadtländer Behörden haben aufgrund des Tests die Pilze bei JB Morilles kontrolliert und keine weiteren Giftpilze gefunden.

Klare gesetzlichliche Vorsc hriften

Im Auftrag der Westschweizer Konsumentensendung «A Bon Entendeur» hat das Kantonslabor Genf Morcheln auf ihre Qualität hin untersucht. Die elf Proben im Test kosteten zwischen 52.50 und 83 Franken pro Kilo. Analysiert wurden fünf Päckchen jedes Produkts.

Die Pilzverordnung legt genau fest, wie viele Abfälle, kleine Ästchen oder Tierchen Trockenpilze maximal enthalten dürfen. Weiteres Qualitätsmerkmal ist die sorgfältige Trocknung. Morcheln können an der Sonne oder im Rauch über einem Feuer getrocknet werden.

Trocknen über Feuer

Tipps von der Pilz-Expertin

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Katharina Schenk warnt vor dem Morchel-Syndrom und falscher Zubereitung. Mehr

Das Trocknen im Rauch geht schneller, hinterlässt aber Spuren, sagt Testexperte Jean-Pierre Pfund: «Es darf nicht zu viel Rauchgeschmack an den Pilzen hängen bleiben. Getrocknete Pilze sollten immer so riechen, wie wenn sie an der Sonne getrocknet wurden. Zu viel Rauchgeruch verringert die Qualität.»

Mehrere Morchelpäckchen sind qualitativ tadellos: Die Coop-Naturaplan-Morcheln aus Bosnien-Herzegowina verströmen keinen Rauchgeruch und halten das Gesetz ein, gemäss Labor sind sie die besten Pilze im Test. Ebenfalls ohne Rauchgeruch und gesetzeskonform sind die Morcheln der Marke Picosa aus dem Manor, Supremo-Spitzmorcheln aus dem Globus, Globus-Morcheln Spezial und Supremo-Morcheln «Jumbo». Sie kommen alle aus Kanada.

Verkohlte Pilze

Zwei Morcheln haben leicht spürbaren Rauchgeruch: Morchelhüte Qualité & Prix von Coop aus Indien und Supremo-Mini-Morcheln aus der Türkei, gekauft bei Manor. Etwas stärker nach Rauch riechen die Migros-Morchelhüte aus China und die Globus-Morcheln Mini aus Kanada. Sie halten aber alle gesetzlichen Vorgaben ein.

Nicht verkehrsfähig hingegen sind die Morcheln von Denner. Kein Pilz roch stärker nach Rauch. Zudem enthielten die Denner-Päckchen zu viele verkohlte Morcheln, mehr als das Gesetz erlaubt.

Denner-Lieferant

Als Replik zum Testresultat schickt Denner eine Stellungnahme des Lieferanten. Dieser schreibt, das Resultat sei aus seiner Sicht nicht aussagekräftig: «Die Fehlertoleranz bezieht sich (...) immer auf das gesamte Lot. Eine Überprüfung von fünf Verpackungen stellt somit keine repräsentative Probennahme dar.» Mit anderen Worten: Wer ein einzelnes Päckchen kauft, muss auch damit rechnen, eine ordentliche Portion verkohlte Morcheln aufzufinden.

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