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«Espresso Aha!»: Warum wandert man in Graubünden teils schneller?
Aus Espresso vom 15.04.2019. Bild: Keystone
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«Espresso Aha!» Im Kanton Graubünden tickt noch eine andere Wanderzeit

Die Zeitangaben auf den gelben Wander-Wegweisern basieren auf einer komplexen mathematischen Formel.

Ein begeisterter Wanderer kommt immer wieder ins Grübeln: «Weshalb bin ich im Kanton Graubünden fast immer schneller unterwegs als auf dem Wegweiser angegeben – im Kanton Bern dagegen brauche ich meistens länger für die Wanderung?» Mit dieser Frage gelangt er an das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».

«Espresso Aha!»

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Jeden Montag beantwortet «Espresso» in der Rubrik «Aha!» eine Frage aus dem Publikum. Haben auch Sie eine? Stellen Sie sie!

Früher bestimmte man die Zeit durch Ablaufen

Es ist eine Frage, die Michael Roschi immer wieder hört. Roschi ist Geschäftsleiter des Verbandes Schweizer Wanderwege. Und tatsächlich ist der Hörer nicht auf dem Holzweg: «Im Kanton Graubünden gibt es noch viele alte, gusseiserne Wegweiser, die eine sehr lange Lebensdauer haben.»

Auf diesen seien oft noch die Wegzeiten angegeben, welche nach der alten Berechnungs-Methode bestimmt worden seien.

Früher wurde die Wegzeit eines Wanderwegs durch mehrfaches Ablaufen bestimmt. Vom Kind bis zum Senior mussten verschiedene Tester die jeweilige Strecke abwandern. «Daraus ergab sich dann eine durchschnittliche Wanderzeit», erklärt Michael Roschi.

Komplexe Formel seit 2006 überall Standard

Ab den 1980er-Jahren wurde diese Ablauf-Methode immer mehr verdrängt. Ein Mitarbeiter des Bundesamtes für Landestopografie entwickelte damals zusammen mit seinem Sohn eine komplexe mathematische Formel – diese basiert auf Daten von mehr als 160 Wanderwegstrecken.

Die Formel lautet:

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t_to = {L * [C0 + (C1 * S) + (C2 * S^2) + (C3 * S^3) + (C4 * S^4) + (C5 * S^5) + (C6 * S^6) + (C7 * S^7) + (C8 * S^8) + (C9 * S^9) + (C10 * S^10) + (C11 * S^11) + (C12 * S^12) + (C13 * S^13) + (C14 * S^14) + (C15 * S^15)]} / 1000

Nach einer langen Übergangszeit ist diese Formel seit 2006 in der ganzen Schweiz Standard – auch einige Wander-Apps berechnen die Wegzeiten damit. Sie berücksichtigt die Weglänge sowie Auf- und Abstieg. «Nur die Wegoberfläche ist nicht berücksichtigt – und diese hat natürlich auch einen Einfluss auf die Wegzeit», sagt Michael Roschi und meint damit etwa Geröllfelder, die gequert werden müssen. Nicht berücksichtigt wird zudem die jeweilige körperliche Verfassung der Wanderer. Es sind also lediglich Richtzeiten.

Faustregel ist wesentlich einfacher

Wer seinen Wandertag im Voraus planen möchte, dem nützen die Wegzeit-Angaben vor Ort wenig. Eine Faustregel bringt aber laut Michael Roschi auch einigermassen verlässliche Zeitangaben: «Grundsätzlich rechnet man für jeden Kilometer Wegstrecke eine Viertelstunde auf ebenem Gelände. Pro hundert Höhenmeter Aufstieg addiert man eine Viertelstunde – ebenso für alle 200 Meter Abstieg.»

Wer es ganz genau wissen will, kann auch den Wegzeitrechner der Schweizer Wanderwege benutzen – braucht allerdings etwas Übung.

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