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Kompostierbare Kaffeekapseln Selten problemlos abbaubar

Kompostierbare Kaffeekapseln werden in Grüngutanlagen aussortiert und verbrannt. Auch im Heimkompost machen sie Probleme.

Kaffeekapseln sind in der Anwendung praktisch, sie haben aber einen Nachteil: die Hülle. Alukapseln sind energieintensiv in der Herstellung, Plastikkapseln landen nach Gebrauch im Kehricht. Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, dass künftig nur noch kompostierbare Kapseln zulässig sein sollen. Viele Kaffeekapseln werden in der Schweiz heute schon als «kompostierbar» verkauft. In der Theorie klingt das gut, die Praxis sieht anders aus.

Kompostierbare Kapseln gehören am besten in den Hauskehricht und nicht ins Grüngut
Autor: Urs Baier Biomasse Suisse

Kompostierbare Kapseln landen in der Verbrennung

Der Experte Urs Baier von Biomasse Suisse zeigt «Kassensturz» eine ganze Menge von angeblich kompostierbaren Kapseln. Die Biogasanlage in Baar hat sie allesamt aussortiert. Die Anlage kann nicht unterscheiden zwischen abbaubaren und nicht abbaubaren Kapseln. Die Kapseln landen anschliessend in der Kehrichtverbrennung. Urs Baier rät deshalb: «Kompostierbare Kapseln gehören am besten in den Hauskehricht und nicht ins Grüngut.»

Probleme auch im Heimkompost

Genau genommen, versprechen die Kaffeeanbieter nicht die umfassende Kompostierbarkeit ihrer Kapseln. Beispielsweise Nescafé Dolce Gusto neo, Aldi oder Nespresso beschreiben die konkreten Kapseln als «garten- oder heimkompostierbar». Aber auch hier hat Biomasse-Experte Urs Baier seine Zweifel: «Im Heimkompost zersetzen sich Kapseln nicht innert der nützlichen Frist von 6 bis 12 Monaten.» Hersteller würden zwar Tests machen mit «normierten» Hauskompost-Anlagen, in denen die Kapseln zersetzt werden. Dann müssten aber Idealbedingungen herrschen bezüglich Durchmischung und Feuchtigkeit des Kompostes. KonsumentInnen gehen wohl von etwas anderem aus, wenn sie kompostierbare Kapseln kaufen.

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«Coffee B» hält Kompostier-Versprechen

Die Hülle des Kaffeeballs Coffee B (Migros) besteht aus Alginat. Dieser Stoff wird aus Algen gewonnen und ist ein häufig verwendeter Lebensmittelzusatz. Bezüglich Kompostierbarkeit gibt der Biomasse-Experte Urs Baier grünes Licht: «Alginat wird im Heimkompost oder in Biogas- oder Kompostierungsanlagen schnell und vollständig abgebaut.» Viel Potenzial sieht Urs Baier auch in einem separaten Recycling-System für Kaffeekapseln. Damit könnten Konsumentinnen und Konsumenten Kapseln aus Alu, Plastik und heimkompostierbare Varianten einfach in einem Sack abgeben und müssten sich nicht darum kümmern, was wohin gehört.

Kompostsack mit Kaffeekapseln
Legende: Hunderte von kompostierbaren Kaffeekapseln waren bis zu vier Jahre im Kompost eines «Espresso»-Hörers. Trotzdem sind sie nicht verrottet. zVg

Was bezüglich Ökobilanz von Kaffee wirklich einschenkt

Die Verpackung bzw. die Kapsel eines Kaffees ist wichtig, aber so richtig «matchentscheidend» für die Nachhaltigkeit sind der Anbau des Kaffees sowie die Zubereitung im Haushalt. Diese Aspekte haben die grössten Auswirkungen auf die Ökobilanz einer Tasse Kaffee.

Kassensturz, 30.01.24, 21:05 Uhr

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