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Teures Wohnen Kein Ende der Mietpreis-Spirale in Sicht

Eine 4.5-Zimmer-Wohnung für 5000 Franken? In Zürich keine Ausnahme. Auch in anderen Städten steigen die Preise.

In der Stadt Zürich sind die Mietpreise innerhalb von 20 Jahren um 40 Prozent gestiegen. Und auch in anderen Städten und Agglomerationen geht der Trend in dieselbe Richtung. Mitverantwortlich: Knappes Angebot, steigende Bodenpreise -  und Neubauten statt Sanierungen. Ein krasses Beispiel für letzteres ist die Siedlung Heuried in Zürich. Allen Bewohnern der 108 Wohnungen wurde gekündigt – weil die Siedlung einem Neubau weichen muss.

«Die Häuser sind in einem so guten Zustand, das kann nicht sein», sagt Daniel Naef, langjähriger Mieter. Und für Liliane Forster ist klar, warum die Siedlung abgerissen wird: «Es ist der Profit». Ihre  3.5-Zimmer-Maisonette-Wohnung kostet monatlich 2500 Franken brutto. Ein sehr günstiger Preis für die Lage.

Neue Wohnungen werden wohl massiv teurer

Die Bauherrin sichert den Gekündigten zwar eine Wohnung im geplanten Neubau zu. Doch: «Ich kann ich mir nicht vorstellen, dass eine 3.5-Zimmerwohnung um die 80 Quadratmeter unter 4000 Franken kosten wird», so die Befürchtung von Mieter Carsten Schütt. Wohl zu Recht: In der Nachbarschaft sind ausgeschriebene Wohnungen noch teurer.

«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Das Unverständnis der Bewohner über den Abriss ist nachvollziehbar: Vor zwanzig Jahren wurden die sechs Häuser total saniert. Vor vier Jahren wurden Solarpanels und neue Heizungen installiert. Eine Sanierung wäre aus Sicht der Mieter noch lange nicht nötig. Eigentümerin der Siedlung ist der CS-Fonds Livingplus der in- und ausländischen Investoren gehört.

ETH-Experte: Neu bauen statt sanieren ist meist unökologischer

Die Verwalterin CS Asset Management schreibt «Kassensturz», ein Ersatzneubau sei ökologischer: «Die Liegenschaft ist über 80 Jahre alt und müsste in naher Zukunft umfassend saniert werden. Mit dem Neubau können auf der gleichen Fläche 41 zusätzliche Wohnungen geschaffen werden, was zur Linderung der Wohnungsnot in der Stadt Zürich beiträgt.»

In der Schweiz werden Gebäude viel häufiger abgerissen als etwa aufgestockt. Investoren begründen Ersatzneubauten oft damit, dass sie ökologischer seien als Sanierungen. David Kaufmann, Assistenzprofessor für Raumentwicklung und Stadtpolitik an der ETH Zürich, widerspricht: «Ein Abriss stösst sehr viel C02-Emissionen aus, es ist sehr unökologisch abzureissen und wieder neu zu bauen. Und aus sozialer Sicht ist es auch nicht nachhaltig.»

Höhere Mieten verdrängen die ursprüngliche Mieterschaft

Dies, weil die ursprünglichen Bewohnerinnen sich die teureren Mieten oft nicht leisten könnten. Dies konnte David Kaufmann im Gebiet Zürich-Altstetten nachweisen. «Man sieht nach Totalsanierungen Sprünge von 3500 Franken Haushaltseinkommen pro Monat. Das heisst, diejenigen, die neu in der total sanierten Wohnung leben, verdienen rund 3500 Franken mehr pro Haushalt.». Es zogen also viel zahlungskräftigere Mieter ein, als zuvor dort gewohnt haben.

Zurück zur Siedlung Heuried: Bauherrin CS Asset Management schreibt zum geplanten Neubau: «Die Mietpreise werden sich in einem für den Kreis 3 marktüblichen Rahmen für Neubauten bewegen.» Solche Preise kann sich Susanne Haug nicht leisten. Für ihre 54 Quadratmeter grosse Zweizimmerwohnung bezahlt die von der AHV lebende Rentnerin 1250 Franken netto.

Sie hat mehrere Briefe an UBS-CEO Sergio Ermotti geschrieben, an die CS und an den Bundesrat. Ohne Erfolg. Die Situation lässt sie schier verzweifeln. «Ich verkrafte es schier nicht, hier auszuziehen. Und etwas Vergleichbares zu finden, das man bezahlen kann, ist eigentlich unmöglich.»

Espresso, 13.02.24, 08:10 Uhr

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