Das Wichtigste in Kürze
- Der Beitrag im «Kassensturz» über das Outsourcing von Migros-Promotorinnen löste viel Empörung aus.
- Nun reagiert Migros und spricht den über 230 Betroffenen für mindestens ein Jahr denselben Lohn, die gleichen Sozialleistungen und eine bessere Auslastung zu.
- Auch eine Migros-Promotorin, die es mit ihrer Kündigung sieben Monate vor der Pensionierung besonders hart traf, bekommt nun ein faires Angebot für eine Frühpensionierung.
Früher war Liliane Z. Top-Fussballerin. Heute muss sie sich nach einer missglückten Knie-Operation Schritt für Schritt in den Alltag zurückkämpfen. Aufgeben kam für sie aber nie in Frage, denn sie wollte unbedingt wieder für die Migros als Promotorin arbeiten. Diese bieten im Laden der Kundschaft gratis allerlei Kostproben an.

Letzten November wurde Liliane Z. allerdings hart ausgebremst: Die 63-Jährige lag noch krank im Bett, als ihr Chef anrief und ihr kündigte. Sieben Monate vor der Pensionierung! Der Grund ist ihr unbekannt. Noch mehr zu schaffen machte Liliane Z. aber die Art und Weise: «Eine Kündigung am Handy gehört sich nicht, gerade von einer Migros.»
Unsozial findet dieses Vorgehen auch Marco Geu von der Gewerkschaft Syna: «Es wäre der Arbeitgeberin durchaus zuzumuten gewesen, Liliane Z. bis zu ihrer Pensionierung weiter zu beschäftigen.» Vor allem gebe es keinen Grund für diese Kündigung, weil eine Versicherung gegen Krankheit bestehe.
Über 230 weitere Betroffene
Liliane Z.s Entlassung kam nur Tage bevor die Migros über 230 Promotoren und Promotoinnen aus ihrem Gesamtarbeitsvertrag warf und sie zu schlechten Konditionen in die neue Firma TMI auslagerte. Die Folgen: Weniger Lohn, keine fixen Pensen und allenfalls keine Pensionskasse.
«Kassensturz» vom 05.02.19:
- VideoArbeit auf Abruf: Miese Arbeitsverträge für Migros-MitarbeiterAus Kassensturz vom 05.02.2019.abspielen. Laufzeit 14 Minuten 3 Sekunden.
Miese Arbeitsverträge für Degustations-Personal der Migros
Sie verteilen lächelnd Kostproben. Doch ein neuer Vertrag stürzt die über 200 Angestellten in Existenzängste.
Im «Kassensturz» machten zwei Betroffene deutlich, was die prekären Anstellungsbedingungen bedeuten: «Mit der Arbeit auf Abruf könnte ich meine Fixkosten nicht decken», sagte Doris C. Und Esther H. ergänzt: «Bei mir löst das Existenzangst aus.»
«Kassensturz»-Bericht löste Welle der Empörung aus
Mit ihrem Auftritt im «Kassensturz» riskierten die beiden einiges. Doch es hat sich gelohnt. Der Bericht löste eine Lawine an Reaktionen aus: «Gottlieb Duttweiler würde sich im Grab umdrehen», hiess es etwa. Oder: «Da kann ich nur sagen pfui, Migros schämt euch.»
Die Kritik war eindeutig und auch für Migros nicht mehr zu überhören. Sie ging nochmals über die Bücher: Die Promotorinnen erhalten nun denselben Jahreslohn wie 2018 und dieselben Sozialleistungen. Ein Jahr lang. Ausserdem will sich Migros bemühen, die Betroffenen in ihren Filialen besser auszulasten.
Die beiden Promotorinnen, die für sich und ihre Kolleginnen einstanden, sind glücklich: «Das freut uns unheimlich, ein Riesenerfolg!», meint Doris C. Und Esther H. ergänzt: Ich bin für alle hingestanden, die täglich einen tollen Job abliefern und bin jetzt auch ein bisschen stolz auf mich.»
Mindestens ein Jahr Luft für die Betroffenen
Auch Gewerkschafter Marco Geu gibt sich zufrieden: «Outsourcing ist ein Übel, das leider schon seit vielen Jahren grassiert, meistens zum Nachteil der Mitarbeitenden. Dass Migros jetzt die Arbeitsbedingungen für mindestens ein Jahr beibehalten will, ist sicher die Ausnahme und vorbildlich.»
Und was passiert mit Liliane Z.? Sie hat jetzt ein Angebot zur Frühpensionierung auf dem Tisch. Zu Migros-Konditionen.
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