«Kassensturz» berichtete im laufenden Jahr bereits zweimal über das zweifelhafte Geschäftsgebaren der Krankenkasse Groupe Mutuel. In den Berichten kamen Personen zu Wort, die von Groupe Mutuel zu Unrecht betrieben wurden. Versicherungsberater animierten die Betroffenen zuvor zur Unterschrift von Papieren, mit dem Hinweis es handle sich um unverbindliche Offertenanfragen. Aber statt Informationen erhielten die Betroffenen schon bald die Versicherungspolice mit entsprechenden Prämienrechnungen. Wer nicht zahlte, geriet in das kompromisslose Inkasso von Groupe Mutuel.
Die früheren Beiträge zum Thema:
Groupe Mutuel - Entschuldigung von oberster Stelle
Im ersten «Kassensturz»-Bericht vom 30.01.2018 sprach Christian Feldhausen, Pressechef von Groupe Mutuel, noch von Einzelfällen. Doch nach dem Bericht meldeten sich zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer mit ähnlichen Erfahrungen. Auch sie waren von ungerechtfertigten Prämienforderungen von Groupe Mutuel betroffen. In der Sendung vom 13.02.2018 berichtete «Kassensturz» über weitere Betroffene, die plötzlich einen verbindlichen Krankenkassenvertrag am Hals hatten, obwohl sie überzeugt waren, bloss ein Offertenpapier bzw. ein Beratungsprotokoll unterzeichnet zu haben. In beiden Fällen betonten die Versicherungsberater jeweils die Unverbindlichkeit der Unterschrift, in einem Fall wurde offenbar eine Unterschrift gefälscht.
Frühere Beiträge
Groupe Mutuel: «Betroffene sind auch ein wenig selber schuld»
Im «Kassensturz»-Studio machte Christian Feldhausen von Groupe Mutuel die Betroffenen mitverantwortlich: «Im Beratungsgespräch geht es um Information. Aber im Moment, wo man aufgefordert wird, ein Dokument zu unterschreiben, sollte man das doch bitte ganz genau durchlesen.»
Die Berichterstattung von «Kassensturz» führte zu weiteren Abklärungen von Groupe Mutuel. Nun entschuldigt sich die Krankenkasse, im Namen der Direktion. Man bedaure die entstandenen Umtriebe und hoffe, «dass wir so für die in den beiden Sendungen gezeigten Kunden schlussendlich zufriedenstellende Lösungen gefunden haben.»
«Kassensturz»-Berichte zeigen Wirkung: Betreibungen werden gelöscht
In den gezeigten Fällen, in denen die Betroffenen von Groupe Mutuel gar betrieben wurden, will die Versicherung auf die zuständigen Betreibungsämter zugehen und die Betreibungen zurückziehen bzw. löschen lassen. Im Fall von Lucy P. zahlt Groupe Mutuel ausserdem sämtliche bezahlten Prämien (Grundversicherung KVG und Zusatzversicherungen VVG) zurück. Die Summe beläuft sich auf 4092 Franken.
Zusammenarbeit mit Maklerfirma gekündigt
Im Fall der offenbar gefälschten Unterschrift beendet Groupe Mutuel per sofort die Zusammenarbeit mit der Maklerfirma Schutzschild GmbH. «Das festgestellte Vorgehen entspricht nicht unseren Qualitätskriterien», begründet Groupe Mutuel die Kündigung. Schutzschild GmbH war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Luzerner Firma hat in den Vergangenheit bei «Kassensturz/Espresso» auch schon für negative Schlagzeilen gesorgt.
Können alle Betroffene aufatmen?
Für die von «Kassensturz» thematisierten Fälle hat Groupe Mutuel somit Lösungen gefunden. In den letzten Wochen haben sich allerdings noch weitere Betroffene bei der «Kassensturz»-Redaktion gemeldet. Um diese pendenten Reklamationen und Anfragen rasch zu behandeln, hat Groupe Mutuel eine Kontaktstelle angegeben.