Auch bei Routine-Eingriffen im Spital kann es immer wieder zu Komplikationen kommen. Beispielsweise gibt es bei jeder 40. Hüftoperation Probleme, sodass innerhalb von zwei Jahren nochmals operiert werden muss. Auch bei Jeannette Petrusch. «SRF Dok» hat sie fünf Monate begleitet.
Videos zum Thema von «SRF Dok»:
Dok-Videos
Der Leidensweg von Jeannette Petrusch ist lang. 1999 wurde sie erstmals an ihrer rechten Hüfte operiert. Doch das Implantat hält nicht richtig. Auch bei der zweiten Operation tauchen Probleme auf. Was folgt, ist eine Odyssee durch mehrere Spitäler mit Eingriffen alle zwei bis drei Jahre: Kaputte Prothesen, falsche Ersatzteile, Infektionen. Im Herbst 2020 sind es neun Operationen, immer verbunden mit heftigen Schmerzen. Jeannette Petrusch leidet: «Normal sollte ein Hüftgelenk 20 Jahre halten, ich aber doktere bereits 20 Jahre daran herum. Irgendwann muss doch mal gut sein.»
«5 bis 8 Prozent der unerwünschten Ereignisse liessen sich vermeiden»
Endlich ein Leben ohne Schmerzen, ohne Rollator und ohne Krücken. Für diesen Traum nimmt Jeannette Petrusch nochmals zwei Operationen auf sich. Trotz der schlechten Erinnerungen an die vergangenen Eingriffe. Besonders an einen: «Der Chirurg hat nicht ausgemessen, hat einfach etwas ‹inepflüümlet›. Gelenk zu klein, Pfanne zu klein. Die Kugel hat nicht gepasst.»
In Spitälern kommt es regelmässig zu Komplikationen, weiss David Schwappach. Er forscht zur Qualität im Schweizer Gesundheitssystem: «Man kann davon ausgehen, dass rund 10 Prozent der Patienten ein unerwünschtes Ereignis erleiden. Etwa die Hälfte dieser Ereignisse gelten als vermeidbar. Das sind 5 bis 8 Prozent. Wenn man bedenkt, wie viele Schweizer jedes Jahr ins Spital müssen, ist das eine beachtliche Zahl von Menschen, die von solchen vermeidbaren, unerwünschten Ereignissen betroffen sind.»
Diese Ereignisse gebe es vor allem in drei Bereichen: bei Medikationsfehlern, Spitalinfektionen und beim chirurgischen Handwerk.
Die freie Spitalwahl reduziert das Risiko
Solche Komplikationen liessen sich mit der freien Spitalwahl reduzieren, ist Matthias Steiner von der Krankenversicherung Concordia überzeugt. Patientinnen und Patienten würden profitieren, indem sie spezialisierte Krankenhäuser wählen können. Gleichzeitig könnten die Krankenkassen Geld sparen, da weniger Komplikationen auftreten.
Steiner hat eine Vergleichs-Software mitentwickelt, welche die Spitäler mit einem Ampelsystem bewertet. «Alle Spitäler sind gut, aber es gibt auch sehr gute und weniger gute. Diese Unterschiede sind statistisch feststellbar, und diesen Mehrwert sollten die Patienten wissen.»
Klar ist: Komplikationen wird man nie ganz vermeiden können, aber es könnten weiniger sein. Ein Faktor, der gemäss Patientensicherheits-Experte David Schwappach ebenfalls eine Rolle spielt: Nicht alle Spitäler würden das Thema gleich ernst nehmen: «Es gibt seltene, schwere Ereignisse, die eher Zufallscharakter haben. Was die systematischen Probleme betrifft, zum Beispiel Infektionen, gibt es Unterschiede. Vor allem darin, wie sehr es sich ein Spital zur Aufgabe macht, darin besser zu werden.»
Wie finden Patientinnen und Patienten das richtige Spital? Wie können sie solche Komplikationen verhindern? Peter Berchtold, Vizepräsident der Schweizerischen Patientenorganisation (SPO) gibt Auskunft: