Die Schweizer Alpenpässe sind einerseits wichtige Strassenverbindungen, anderseits auch eine touristische Attraktion. Darum würden die meisten Pässe im Herbst so lange wie möglich offen gehalten, sagt Gion Hagmann, Chef Strassenerhaltung vom Bündner Tiefbauamt: «Die Pässe sind für die Bevölkerung und fürs Gewerbe wichtig.» Irgendwann jedoch habe es zu viel Schnee und die Lawinengefahr sei zu gross.
Im Wallis gebe es jeweils im Winter auf den Pässen acht bis zehn Meter Schnee, sagt Silvio Summermatter, Kreis-Chef Dienststelle Mobilität im Oberwallis. Entsprechend seien Lawinen ein grosses Problem und die meisten Pässe müssten Ende Oktober, Anfang November für den Verkehr gesperrt werden. Gleich wird das auch im Kanton Graubünden gehandhabt.
Privater Verein übernimmt Winter-Räumung des Flüela-Passes
Es gibt jedoch Ausnahmen. Zu diesen gehört der Flüela-Pass, der Davos mit dem Engadin verbindet. Als vor 20 Jahren in Klosters der Vereina-Autoverlad eröffnet wurde, entschied der Kanton Graubünden, den Flüela-Pass ab Herbst für den Verkehr zu sperren.
Das sei jedoch bei der Bevölkerung und dem Gewerbe schlecht angekommen, sagt Thomas Kehl, Präsident des Vereins Pro Flüela: «Vor allem im Frühling und im Herbst gibt es viele Fahrten über den Pass. Mit dem Autoverlad wären diese Fahrten fürs Gewerbe sehr teuer geworden. Darum wurde der Verein Pro Flüela gegründet – mit dem Ziel, den Pass länger offen zu halten.»
Jeweils Mitte November übernimmt der Verein Pro Flüela die Passstrasse vom Kanton und sorgt bis am 6. Januar dafür, dass der Pass mit einer normalen Winterausrüstung befahren werden kann. «Dazu haben wir einen Sicherheits-Chef und eine Räumungsequipe engagiert», sagt Kehl. Neben den Einheimischen und Gewerblern würden in normalen Jahren auch viele Hockeyfans den Flüela nutzen, um in Davos den Spengler-Cup zu besuchen. «Zwischen Weihnachten und Neujahr verzeichnen wir rund 3000 Fahrten über den Pass», sagt Kehl.
Aktuelle Informationen zu den Schweizer Pässen:
Wichtige Pässe bleiben offen
Es gibt jedoch auch Alpenpässe, die das ganze Jahr offen sind. Dazu gehören der Bernina-, Julier-, Maloja-, Ofen- oder der Simplonpass. Diese Pässe sind wichtige Nord-Süd-Verbindungen und verbinden Regionen. Beim Simplon komme noch der Transitverkehr dazu, sagt Silvio Summermatter vom Kanton Wallis: «Am Simplon wurden für mehrere Millionen Franken Galerien gebaut, um die Strasse vor Lawinen schützen.» Einen Pass den ganzen Winter über offen zu halten, kostet über eine Million Franken pro Jahr.