«Weiss jemand von euch, wie Markennamen von Medikamenten entstehen?» Diese Frage beschäftigt einen Nutzer des Nachrichtendienstes Twitter. Er findet, «viele Medikamente klingen wie die Namen von Zauberern aus schlechten Fantasy-Filmen». Tatsächlich kann einem bei manch einem Präparat schwindelig werden: Oscillococcinum, Lercanidipin, Acarizax… die Liste liesse sich beliebig erweitern.
Strenge Auflagen
Für die Bezeichnung von Arzneimitteln gibt es klare Vorgaben. «Sie sollte einmalig, eindeutig, unmissverständlich und damit nicht verwechselbar sein», heisst es auf Anfrage bei Swissmedic. Das Heilmittelinstitut ist in der Schweiz für die Zulassung von Arzneimitteln verantwortlich. Der Name eines Medikaments dürfe zudem keine pharmakologisch falschen Aussagen beinhalten oder Interpretationen zulassen. Untersagt sind auch Hinweise auf nicht genehmigte Indikationen – also auf Behandlungen, für welche das Medikament gar nicht vorgesehen ist.
Bei der Bezeichnung kann es sich entweder um einen Phantasienamen handeln – oder aber um den Namen des Wirkstoffs verbunden mit der Firmenbezeichnung. Letzteres wird vor allem bei bekannten Wirkstoffen wie Ibuprofen häufig gemacht.
Handschriftliche Tests
Die Hersteller streben grundsätzlich eine weltweit einheitliche Bezeichnung für ein Medikament an. Laut Angaben des Basler Pharma-Konzerns Roche erhalten sie dabei Unterstützung von spezialisierten Agenturen. Die erarbeiteten Vorschläge durchlaufen schliesslich einen zum Teil mehrjährigen Prozess. Geprüft wird dabei einerseits die Einhaltung rechtlicher Vorgaben. Geklärt wird aber auch, ob sich allenfalls irgendwo sprachliche Probleme ergeben. Beispielsweise sollte ein Name in den verschiedenen Sprachen keine unterschiedliche oder gar missverständliche Bedeutung haben.
Die Vorschläge werden aber nicht nur auf sprachliche oder rechtliche Aspekte geprüft. Laut dem Hersteller Pfizer weichen die Tests je nach Behörde voneinander ab und «enthalten beispielsweise handschriftliche Proben mit verschiedenen Schriftfarben und Aussprachetests unterschiedlicher Stimmen und Akzente». Man stelle sich vor, es gebe eine Verwechslung, weil das Rezept für ein Medikament von einem Arzt mit krakeliger Schrift ausgestellt wurde.
Kein «Allermist» für Europa, kein «Champ» für die USA
Nicht immer enden die Abklärungen so, wie es sich die Hersteller vorstellen: So wurde beispielsweise der Allergie-Spray Allermist von Glaxo Smith Kline in Europa unter dem Namen Avamys eingeführt. Oder das Rauchstopp-Medikament Champix (Pfizer) heisst in den USA Chantix. Der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) ging der «Champ» im Namen offenbar zu weit.