Florian Inhauser in der Tagesschau oder Arthur Honegger bei 10vor10 tragen beim Moderieren im SRF-Studio Anzug. Der unterste Knopf am Herrenveston bleibt dabei offen. «Wozu gibt es denn dieses Knopfloch am Sakko, wenn es ja doch niemand braucht?», will eine Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» wissen.
Für Modefragen gibt es bei SRF die Abteilung «Kostüm & Styling». Diese kleidet alle Moderatorinnen und Moderatoren, die vor der Kamera stehen, ein. Dort arbeitet Caterina Soldani als Styling Director. Im Interview mit «Espresso» erklärt sie, woher die Sitte mit dem offenen Knopf am Veston kommt.
Espresso: Egal, ob Sakko mit zwei oder drei Knöpfen. Der unterste wird nie geschlossen, fällt unserer Hörerin auf. Was ist der Grund?
Caterina Soldani: Das ist eine historische Tradition. Eine Theorie geht auf den britischen König Edward VII. (1841-1910) zurück. Es heisst, dass er etwas korpulent war und deshalb seinen untersten Knopf jeweils offengelassen habe. So war es für ihn bequemer, auch zum Reiten.
Heute kann kaum jemand mehr recht sagen, warum das eigentlich so ist.
Dies machte er auch beim Gilet unter dem Sakko. Die Männer im britischen Empire haben dies dann nachgemacht, auch aus Respekt. Mit der Zeit hat sich das etabliert und ist zu einer Tradition geworden. Und heute kann kaum jemand mehr recht sagen, warum das eigentlich so ist.
Du hast gesagt, das sei eine Theorie. Es gibt also noch eine andere, woher das kommen könnte …
Vom Reiten. Auf dem Pferd trugen Männer Sakkos. Und da haben sie schnell gemerkt – gerade auch, wenn jemand ein Bäuchlein hatte – dass es besser ist, wenn man den untersten Knopf offenlässt. Das hat sich so im Alltag etabliert und ist zu einem Look geworden.
Und daraus wurden diese Moderegeln: Der unterste Knopf bleibt offen. Beim Sitzen knöpft man den Veston auf und schliesst ihn wieder, sobald man aufsteht. Und bei drei Knöpfen am Sakko darf zum untersten auch der oberste Knopf offenbleiben. Muss ich mich heutzutage als Mann noch streng an diese Regeln halten, sonst gelte ich als Modebanause?
Nein, ich finde nicht. Es kommt auch darauf an, in welchem Kontext du bist. Wenn du in einer Besprechung bist, wo du harte Verhandlungen führen musst, dann gibt ein geschlossener Veston Sicherheit.
Mit den Knöpfen kann es heutzutage jeder Mann so machen, wie er sich wohlfühlt.
Das ist wie eine Rüstung. Aber das muss überhaupt nicht sein. Mit den Knöpfen kann es heutzutage jeder Mann so machen, wie er sich wohlfühlt. Früher war das sicher ein Diktat, aber davon kommt die Mode immer mehr weg.
Es gibt ja diese typischen «Anzuganlässe», Beerdigung, Hochzeit oder ein Bewerbungsgespräch. Worauf kann ein Mann dabei achten, wenn er nichts falsch machen will?
Es kommt auch darauf an, wo man sich bewirbt, bei einer Bank oder irgendwo anders.
Ein Anzug sollte jedenfalls nicht zu eng sein. Er darf etwas locker sitzen. Die Mode mit den ganz engen Anzügen ist wirklich vorbei. Wichtig ist, dass man sich darin wohlfühlt. Viele Anzüge für Männer haben Elastan im Stoff, was man nicht sieht. Solche Anzüge lieben beispielsweise unsere Sportmoderatoren, weil sie darin beweglicher sind. Es gibt nichts Schlimmeres, als sich bei einem ernsten Gespräch zusätzlich im Anzug eingezwängt zu fühlen. Bequemlichkeit ist also sehr wichtig.
Die Farbe ist je nach Anlass auch wichtig. Auf einer Beerdigung beispielsweise würde ich keinen weissen Anzug anziehen, aber alle Blautöne und schwarz gehen auf jeden Fall.
Das Gespräch führte Oliver Fueter.