Darum geht es: Wer in der SBB-App oder im Online-Fahrplan eine Zugverbindung sucht, erhält auch gleich eine Belegungsprognose. Mit einem bis drei Männchen wird angezeigt, ob der Zug tief bis mittel, hoch oder sehr hoch belegt ist. Dies ist als Hilfe für die Fahrgäste gedacht, um eine passende Verbindung auszuwählen.
Das ist das Problem: Eine Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» reserviert jeweils Sitzplätze, wenn mit drei roten Figürchen eine sehr hohe Sitzplatzbelegung prognostiziert wird. Ab und zu stellt sie im Zug fest, dass es genügend freie Sitzplätze gehabt hätte. Sie möchte deshalb wissen, wie die SBB ihre Belegungsprognose macht und wie genau diese ist.
So berechnet die SBB die Belegung: In die Prognose fliessen standardmässig die Daten des letzten und vorletzten Jahres ein, sagt SBB-Sprecherin Sabrina Schellenberg. «Weiter berücksichtigen wir das Wetter, Baustellen oder Anpassungen im Fahrplan.» All dies widerspiegle sich dann in diesen drei «Töggeln». Es sind also keine tagesaktuellen Daten. Anpassungen während des Tages gibt es einzig, wenn ein Zug kürzer ist als ursprünglich geplant.
Für die Prognose wird also nicht aktuell gezählt? Nein. Dennoch zählen die Zugbegleiterinnen und -begleiter die Fahrgäste. «Vielleicht ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass sie manchmal durch den Zug laufen, ohne die Billette zu kontrollieren», sagt Schellenberg. «Dann zählen sie, wie viele Leute im Wagen sitzen.» Diese Zahlen fliessen in künftige Belegungsprognosen ein.
Werden auch die Billettkäufe berücksichtigt? Im Moment noch nicht. Mittelfristig sei es aber geplant, sagt die SBB-Sprecherin: «Das würde dann über die Fahrplanabfragen laufen.» Zwar sei man in der Schweiz mit einem Billett meistens nicht an einen konkreten Zug gebunden. «Wenn man aber feststellt, dass jemand in der App oder im Online-Fahrplan einen bestimmten Zug heraussucht und danach ein Billett kauft, dann kann man eigentlich davon ausgehen, dass er oder sie nachher auch diesen Zug nimmt.»
Zeigen die drei Figürchen einen Durchschnittswert? Nein. In der Verbindungsübersicht bezieht sich die Anzeige auf den Abfahrtsort. Schellenberg dazu: «Meistens ist ja relevant, ob ich noch gut einen Sitzplatz finde, wenn ich einsteige.» In der Detailansicht der geplanten Reise können die Fahrgäste zusätzlich die voraussichtliche Belegung des Zugs zwischen den einzelnen Stopps anschauen. Zudem lässt sich unter «Zugformation» detailliert die Belegung der einzelnen Wagen anzeigen.
Das kann sich lohnen! Wer die Zugformation anschaut und dann auf dem Perron allenfalls ein paar Schritte mehr macht, kann auch in einem gut belegten Zug noch freie Sitzplätze finden. Auf den modernen Anzeigetafeln über dem Perron wird die Belegung pro Wagen ebenfalls angezeigt. Ein Vorteil für die Passagiere und für die SBB: Wenn die Passagiere dort einsteigen, wo weniger Leute ein- und aussteigen, sind die Züge pünktlicher.
Wie genau sind die Angaben der SBB? Es bleibt eine Prognose. «Es kann natürlich immer sein, dass mehr Leute unterwegs sind, als die statistischen Daten aus den Vorjahren annehmen lassen», erklärt SBB-Sprecherin Schellenberg. Eine solche Belegungsprognose könne nicht ganz exakt sein. «Manchmal liegen wir näher dran und manchmal halt auch weiter weg von der tatsächlichen Belegung.»