Das ist der Plan: Unter dem Projektnamen «My Ride» will die ÖV-Branche den Zugang zum öffentlichen Verkehr radikal vereinfachen. Federführend ist die Branchenorganisation Alliance Swisspass. Anstelle von mehreren tausend verschiedenen Strecken- und Zonen-Billetten und -Abos soll es künftig einen schweizweit gültigen Basistarif geben und drei Optionen: ein Basismodell, ein «Smart-Abo» mit Monatsrechnung und Vergünstigungen und eine Art Generalabonnement.
So funktioniert es: Die Basis-Variante sowie das Bonusmodell funktionieren ähnlich wie heute die Funktionen «Easy Ride» oder Fairtiq: Vor dem Einsteigen betätigt man auf dem Smartphone einen Regler und dann misst das System die gefahrene Strecke. Je weiter man reist, desto mehr kostet es. «Rappen genau abgerechnet», heisst es. Für ein «Smart-Abo» zahlen Sie eine Monatsgebühr von 15 Franken. Die Kosten für die gefahrenen Strecken werden Ende des Monats abgerechnet. Je weiter Sie gefahren sind, desto höher fallen die Vergünstigungen aus.
Testpersonen gesucht: Seit längerer Zeitlaufen hinter den Kulissen Diskussionen und Entwicklungsarbeiten. Ein Feldversuch mit «My Ride» ist in vollem Gang. Rund 3000 Personen machen mit. Die Resonanz sei bislang positiv, sagt Helmut Eichhorn, Geschäftsführer der Alliance Swisspass im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Neue Testpersonen seien willkommen. Die Testversion läuft in der SBB-Preview-App. Anmelden können Sie sich über diesen Link.
Viele offene Fragen: Es gibt noch einige Baustellen. Ein Problem: Wie können Menschen, die ihr ÖV-Billett nicht digital kaufen wollen, ins neue System integriert werden? «Wir suchen nach technischen Lösungen», sagt Helmut Eichhorn. Unter anderem soll auch ein einwandfreier Datenschutz garantiert sein. Und auf Wunsch der Testpersonen kläre man die Möglichkeit ab, eine Option zum automatischen Ein- und Auschecken einzubauen.
-
Bild 1 von 4. Die Basis-Variante und das Bonusmodell funktionieren ähnlich wie «Easy Ride». Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 4. Je nach Strecke wird eine Vergünstigung berechnet. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 4. Im «Smart-Abo» werden die Kosten Ende des Monats abgerechnet. Bildquelle: SRF.
-
Bild 4 von 4. Der Bonus wird dann von den Reisekosten abgezogen. Bildquelle: SRF.
So geht es weiter: Noch ist nicht definitiv entschieden, ob das neue Tarifsystem eingeführt wird. Zuerst muss der Strategierat der Alliance Swisspass (SBB, Postauto, ZVV) diese Weiche stellen. Danach entscheiden die vereinigten Tarifverbünde (20) und Bahnunternehmen (250). Auch die Städte, Kantone und Gemeinden haben als Geldgeber ein gewichtiges Wort mitzureden. Helmut Eichhorn ist aber vorsichtig optimistisch. In den laufenden Diskussionen mit all diesen Beteiligten spüre er Rückhalt.«Eine Mehrheit findet: Vorwärts machen.»
Einführung neben dem alten System: Kommt ein Ja zustande, möchte die Alliance Swisspass 2027 mit dem neuen, einfacheren Tarifsystem an den Start. Aber: «Niemand muss sich Sorgen machen, dass sein Billett oder Abo von einem Tag auf den anderen verschwindet. Es wird keinen Big Bang geben», erklärt Geschäftsführer Eichhorn. Für einige Zeit lasse man das bisherige System parallel weiterlaufen. Ziel soll es sein, dass mit der Zeit so viele Fahrgäste von sich aus umsteigen auf das neue System, dass die alten Produkte schlicht überflüssig werden.