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Teure Generika belasten Prämienzahlende
Aus Kassensturz vom 27.09.2022.
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Kostentreiber Medikamente Teure Generika belasten Prämienzahlende

Ein nationaler «Kassensturz»-Testkauf deckt auf, keine der 25 getesteten Apotheken verkaufte das günstigste Generikum.

200 Millionen Franken könnten jährlich eingespart werden, wenn teure Originalpräparate durch das günstigste Generikum ersetzt würden. Das berechnete der grösste Krankenversichererverband Santésuisse und zielt dabei auf diejenigen Medikamente, bei denen der Patentschutz ablief.

Um dieses Sparpotenzial auszuschöpfen, müssten Ärzte und Apotheker jeweils, das günstigste Generikum verkaufen. Doch aktuelle Daten von Santésuisse zeigen auf, bei vielen Medikamenten wird immer noch das teurere Originalpräparat verkauft.

Kassensturz macht den Testeinkauf

Zwei «Kassensturz»-Reporter kauften in 25 Apotheken in der Deutschschweiz, in der Romandie und im Tessin ein rezeptpflichtiges Medikament gegen Sodbrennen. Das Originalpräparat des Säureblockers Pantozol kostet 56 Franken 15. Das günstigste Generikum rund 39 Prozent weniger, nämlich 34 Franken 15.

Die Stichprobe war ernüchternd. Keine Apotheke verkaufte das günstigste Generikum. Zwei Apotheken boten ein Generikum für 39 Franken 45 an. 14 Anbieter verkauften ein Generikum für 40 Franken 75. Drei Apotheken hatten nur ein Generikum für 42 Franken 65 im Angebot. Bei den Generika mit Preisen über 40 Franken fragten immerhin zwei Apotheken die Testkäufer, ob sie noch ein preiswerteres Generikum bestellen sollen.

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Aus Kassensturz vom 27.09.2022.
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Teures Originalpräparat

Die Neuwiesen Apotheken in Winterthur und die Sole Apotheke in Locarno verkauften ohne Nachfrage das teure Originalpräparat. Die Neuwiesen Apotheke schreibt «Kassensturz»: «Wir geben sehr oft Generika ab. Es gibt aber auch Situationen, wo wir bewusst auf eine Substitution verzichten.» Die Apotheke Sole in Locarno bezog auf Anfrage keine Stellung.

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Aus Puls vom 23.11.2018.
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Teure Kleinpackungen

Vier Apotheken hatten nicht die gewünschten Packungsgrössen an Lager und boten teurere 30er-Packungen an. Die verordnete60er-Packung könnten sie bestellen und wäre am nächsten Tag abholbereit. Die Sun Store Lausanne schlug sogar vor, wir könnten in einer anderen Apotheke nach der passenden 60er-Packung fragen.

Die Bilanz fällt insgesamt durchzogen aus. Zwei Apotheken verkauften das teure Originalpräparat. Das günstigste Generikum für 34 Franken 15 wurde in keiner einzigen Apotheke angeboten.

Identische Wirkstoffe

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Mit wenigen Ausnahmen macht es für den Patienten Sinn, ein Generikum statt ein Originalpräparat zu kaufen, erklärt der Oberarzt für Klinische Pharmakologie des Unispitals Zürich Jérôme Bonzon: «Generika unterliegen denselben Anforderungen an Qualität, wie auch alle anderen Medikamente. Zudem muss für die Erteilung der Zulassung bewiesen werden, dass die sogenannten Medikamentenspiegel im Blut, welche mit der Einnahme des Generikums erreicht werde, vergleichbar sind mit denen vom Originalpräparat». Lediglich die Wirksamkeit müsste nicht erneut nachgewiesen werden, «da davon ausgegangen wird, dass bei vergleichbaren Blutspiegeln auch vergleichbare Wirkungen vorhanden sind». Der Therapieerfolg könne genau so gewährleistet werden, sofern keine Unverträglichkeit gegenüber den Hilfsstoffen des jeweiligen Präparats vorliegen würden. «Aus medizinischer Sicht gibt es nur wenige Ausnahmen, bei welchen es sinnvoll ist, bei einem Präparat zu bleiben. Sei das ein Originalpräparat oder ein Generikum». Ausnahmen seien Erkrankungen, bei denen eine sehr genaue Dosierung erforderlich sei und bei welchen bereits kleine Variationen der Medikamentenspiegel grosse Auswirkungen haben können. Beispielsweise bei Epilepsie. «In den restlichen Fällen erscheint es aus medizinischen Gründen sinnvoll, die Präparate einzusetzen, welche verfügbar und preiswert sind», erläutert der Oberarzt.

Stellungnahme Pharmasuisse

Der Schweizerische Apothekerverband Pharmasuisse reagiert auf das Ergebnis der «Kassensturz»-Stichprobe. Das günstigste Generikum sei lange nicht zur Verfügung gestanden und die Apotheken hätten somit dasjenige Generikum verkauft, welches an Lager war. «Das heisst, die Apotheken haben auf etwas anderes zurückgreifen müssen, was bereits an Lager war». Es gäbe viele verschiedene Packungsgrössen und Dossierungen. Die Apotheken könnten aber nicht alle an Lager haben. «Deshalb habe man dasjenige genommen, welches zur Verfügung stand». Denn für den Kunden zähle in erster Linie, dass er das verschriebene Medikament sofort ausgehändigt bekomme.

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Kassensturz, 27.09.22, 21:05 Uhr

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