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Merino-Shirts im Test Wie waschbeständig sind teure Merino-Sportshirts?

Merino-Wolle ist ideal für Sportbekleidung. Erfreulich: Der Test vergibt gute Noten für die Waschbeständigkeit.

Kleidung aus Merino-Wolle ist ein wahrer Tausendsassa: Sie wärmt bei kühlen Temperaturen – und kühlt bei Hitze. Zudem riecht sie im Gebrauch weniger schnell als Kleidung aus Kunstfasern. Merino ist also ideal als Sport-Bekleidung.

So haben die Merinoshirts für Frauen abgeschnitten

Doch da Merino-Produkte vergleichsweise teuer sind, ist eine gute Waschbeständigkeit wichtig. Denn: «Reine Woll-Shirts sind weniger strapazierfähig», sagt Anna Kaiser, Textilingenieurin im Labor Weber und Leucht GmbH im deutschen Fulda. Dort lassen «Kassensturz» und die Zeitschrift «Gesundheitstipp» zwölf Merino-Shirts prüfen.

So haben die Merinoshirts für Männer abgeschnitten

Im Test sind je sechs Damen- und Herren-Shirts, sie kosten zwischen 35 und 110 Franken. Der Anteil der Merino-Wolle beträgt zwischen 50 und 100 Prozent.

Enzyme können Merino-Wolle angreifen

Für den Test wäscht das Labor jedes Shirt zehnmal bei 30 Grad. Je eine Serie Shirts mit einem Wollwaschmittel ohne Enzyme, eine zweite Serie mit einem herkömmlichen Colorwaschmittel mit Enzymen. Enzyme sind elementare Bausteine eines Waschmittels, erklärt Anna Kaiser: «Sie sind dazu da sind, entweder Proteine, Stärke oder Fette aufzuspalten, die dadurch bei Waschen besser ausgespült werden.»

So wurde getestet

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Das Textillabor Weber und Leucht in Fulda Deutschland prüfte für «Kassensturz» und die Zeitschrift «Gesundheitstipp» zwölf Merino-Shirts auf folgende Prüfpunkte. Die Prüfungen:

Waschbeständigkeit: Im Labor wurde ein Merino-Shirt jeder Marke zehn Mal bei 30 Grad mit einem enzymhaltigen Colorwaschmittel gewaschen, ein zweites Exemplar mit dem der Version des gleichen Waschmittels ohne Enzyme. Bewertet wurde der Zustand nach dem Waschen (Glätte, Knötchenbildung (Pilling), Flusen, Verfilzung, Griff, Oberfläche und Verdrehen, Farbveränderung, Einlaufen).

Wollanteil: Das Labor überprüfte, ob es sich bei der verwendeten Wolle wirklich um Merino-Wolle handelt und ob der Anteil Merino-Wolle mit der Deklaration übereinstimmt.

Doch die Enzyme greifen das Gewebe auch stärker an.  Nach dem Waschen und Trocknen an der Luft untersucht das Laborteam deshalb, ob die Merinoshirts Flusen und Knötchen gebildet haben, ob sie eingegangen sind oder ob sich Nähte verschoben haben.

«Bei den Shirts, die mit den Colorwaschmitteln mit Enzymen gewaschen wurden, hat man eine deutlichere Veränderung gesehen», sagt Expertin Ana Kaiser. «Mehr Knötchen, mehr Flusen, eine mattere Oberfläche und auch einen härteren Griff.»

Nach dem Waschen mit sanfteren Wollwaschmitteln fällt das Ergebnis besser aus. Es lohnt sich also, ein schonenderes Produkt ohne Enzyme einzusetzen.

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Kein Hersteller schummelt bei Anteil von Merino-Wolle

Die Expertinnen ermitteln ausserdem den Anteil an Merino-Wolle in den Shirts. Positiv: Der gemessene Anteil Merino entspricht bei fast allen Shirts den Hersteller-Angaben. Nur das Frauen-Shirt «Gipfelglück» von Supernatural enthält fünf Prozent weniger Merino-Wolle als deklariert.

Fazit: Insgesamt fällt der Test sehr erfreulich aus: Die niedrigste Bewertung erhält bei den Frauen-Modellen das Shirt Gipfelglück Tee von Supernatural mit einem Merino-Anteil von 50 Prozent: Gesamtnote immerhin 5,1. «Bei diesem Shirt sah man nach dem Waschen eine deutlichere Oberflächenveränderung, insbesondere bei den Wäschen mit dem Colorwaschmittel.»

Das gleiche Resultat erzielt das Männershirt von Rewoolution mit hundert Prozent Wollanteil. Dieses Shirt ist bei beiden Waschszenarien in der Breite eingelaufen. Die übrigen Shirts erreichen eine Gesamtnote von 5,4 und höher – ein tolles Ergebnis!

Lämmerverstümmelung/Mulesing

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Merinowolle hat viele Vorteile, aber die Produktion birgt auch Schattenseiten. Merinoschafen wurden viele Hautfalten angezüchtet, damit sie viel Wolle geben. Die Folge: Fliegenmaden befallen die verunreinigten Hautfalten am Hinterteil und fressen sich ins Gewebe.

Dagegen gäbe es Alternativen wie regelmässiges Scheren oder, noch besser: die Zucht auf weniger Hautfalten. Doch stattdessen verstümmeln viele Schaffarmer im grössten Produktionsland Australien ihre Lämmer. Julia Fischer von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten kritisiert: «Es werden nach wie vor vier von fünf australischen Lämmern in einem sehr jungen Alter verstümmelt: handtellergrosse Stücke Fleisch werden vom Gesäss ohne adäquate Betäubung abgeschnitten, wenn sie erst wenige Wochen alt sind.» Das betrifft gemäss Vier Pfoten insgesamt zehn Millionen Schafe jedes Jahr.

Beim Einkauf von Merinobekleidung empfiehlt Julia Fischer von Vier Pfoten deshalb, genau hinzuschauen. Merinobekleidung sollte ein Tierwohl-Label aufweisen: «Responsable wool standard – RWS», «ZQMerino» oder «Nativa» –  auf diese sollten Konsumentinnen und Konsumenten achten, sagt Julia Fischer: «Das sind wirklich unabhängige Standards, welche die Betriebe kontrollieren und so garantieren, dass es nicht zu Lämmerverstümmelung kommt.» Eine reine Länderangabe wie zum Beispiel Neuseeland, wo Mulesing verboten ist, reiche nicht, da die Wolle bei der Verarbeitung meist vermischt werde.

Merino-Shirts im Test und Tierwohl

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SRF 1, Kassensturz, 20.5.2025, 21:10 Uhr

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