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Blackbox Fleisch: Was kommt wirklich aus der Schweiz?
Aus Kassensturz vom 26.02.2013.
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Konsum Welches Fleisch kommt wirklich aus der Schweiz?

Nach dem Fleischskandal wollen viele Kunden nur noch Schweizer Fleisch. Doch das ist gar nicht so einfach. «Kassensturz» zeigt: In Fertigprodukten ist oft ausländisches Fleisch enthalten, ohne dass es deklariert wird. Jetzt sollen die Deklarationsvorschriften sogar noch gelockert werden.

Ravioli, Fertig-Lasagne oder Fertig-Gerichte aus dem Tiefkühler. Stolz werben die Hersteller mit dem Schweizer Kreuz oder mit «hergestellt in der Schweiz». Doch das Fleisch stammt aus dem Ausland. Das verschweigen viele Detailhändler und Hersteller ihren Kunden.

Zum Beispiel Denner: Das Schweizer Kreuz auf der Etikette der Ravioli sagt: Die sind in der Schweiz hergestellt. Doch woher kommen die 5% Trutenfleisch? Dazu schweigt die Etikette.

Schweizer Produkt mit  Fleisch aus Brasilien

Ebenso die Denner-Lasagne: Auch sie wurde in der Schweiz hergestellt , mit 11% Rindfleisch. Doch woher? Erst die Denner-Medienstelle sagt auf Anfrage: Das Fleisch in den Ravioli und in der Lasagne stammt aus Brasilien.

Beispiel Migros: Das Fertiggericht Chicken-Satay der Hausmarke Anna’s Best. Migros deklariert "Hergestellt in der Schweiz", doch macht keine Angabe zum Fleisch. Die Migros-Medienstelle klärt auf: Es stammt aus Brasilien.

Angaben zur Herkunft nicht zwingend

Das Schweizer Lebensmittelgesetz lässt der Nahrungsmittel-Industrie Freiheiten bei der Herkunfts-Deklaration: Hersteller dürfen bei vielen Produkten verschweigen, woher das Fleisch stammt. Heute muss die Herkunft des Fleisches nur deklariert werden, wenn der Anteil am Fertigprodukt 50% übersteigt

Strengere Deklarationsvorschriften gefordert

Die Stiftung für Konsumentenschutz kritisiert das. Nationalrätin und SKS-Präsidentin Prisca Birrer-Heimo sagt, das sei für Konsumenten sehr unbefriedigend. «Konsumenten wollen wissen, woher die Rohstoffe kommen. Gerade zum Beispiel beim Fleisch ist das eine wichtige Angabe», sagt Prisca Birrer-Heimo «Kassensturz».

Die Stiftung für Konsumentenschutz wehrt sich darum gegen eine Lockerung der Deklarations-Vorschriften. Genau das wird in der nächsten Session im März diskutiert, das Parlament behandelt die Revision des Lebensmittelgesetzes. «Wir dürfen keine Schlupflöcher für dubiose Geschäftspraktiken und dergleichen schaffen», sagt SKS-Präsidentin Birrer-Heimo.

Hersteller wollen weniger Vorschriften

Doch der Bundesrat schlägt eine Lockerung der Vorschriften vor. Er will für verarbeitete Produkte Ausnahmen schaffen können: Bei bestimmten Lebensmitteln soll nicht einmal mehr die Angabe des Herstellungslandes vorgeschrieben sein. Die Nahrungsmittelindustrie in der Schweiz will so wenig Vorschriften wie möglich bei der Deklaration.

Doch das Problem mit der Herkunft des Fleisches ist noch weit grösser. Denn die Handelswege von unverarbeitetem und verarbeitetem Fleisch in Europa sind völlig intransparent. Das hat der Pferde-Fleisch-Skandal gezeigt. Die Hersteller-Firma Hilcona aus dem Liechtensteinischen Schaan nahm letzte Woche mehrere Produkte vom Markt. Der Verdacht: Sie enthalten neben Rindfleisch auch Pferdefleisch.

Verworrene Warenflüsse: Beispiel Hilcona

Auf Druck der Öffentlichkeit legte Hilcona offen, woher das falsch deklarierte Fleisch kam: Vom Fleisch-Verarbeitungs-Betrieb Vossko in Ostbevern bei Münster. Doch damit nicht genug.

Vossko seinerseits musste zugeben, Fleisch von vier verschiedenen Zulieferern zu beziehen: Mit Pferdefleisch versetzte Ware kam gemäss Medienberichten über einen dänischen Grosshändler von einem Schlachtbetrieb aus Polen. Die drei übrigen Lieferanten von Vossko seien in Deutschland.

Deklaration, die keine ist

Eine Auswahl von «Hergestellt in der Schweiz»-Produkten mit Fleisch aus dem Ausland.

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