«Eine ökologische Frechheit!» Die Zürcher Ständerätin Verena Diener lässt kein gutes Haar am Tiefpreisangebot von Etihad Regional. Der Preis von 79 Franken für ein Retourticket Zürich-Genf führe dazu, dass Reisende von der Bahn aufs Flugzeug ausweichen. «Solche Tiefpreise sind ein klares Zeichen dafür, dass der Flugverkehr seine tatsächlichen Kosten nicht deckt», sagt Verena Diener im Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF1. Solche Billigstangebote führten zu einem ungebremsten Wachstums des Flugverkehrs, befürchtet die grünliberale Ständerätin.
Flugtarife sind nicht verursachergerecht
Der Flugverkehr spielt bei den Treibhausgas-Emissionen eine wichtige Rolle. Auch Lärm- und Luftverschmutzung sind sogenannte externe Kosten, welche vom Flugverkehr verursacht werden. Würde man solche Kosten in die Ticketpreise miteinberechnen, wären die 79 Franken-Tickets von Etihad Regional nicht mehr realistisch, erklärt Patrick Hofstetter, Leiter Klima- und Energie beim WWF Schweiz gegenüber «Espresso». «Für Kurzstreckenflüge kommen nochmals 50 Franken für die Kosten des Klimawandels hinzu.» Diese Kosten würden momentan die Allgemeinheit und zukünftigen Generationen zahlen. «Der klimaschädliche Flugverkehr kommt uns alle teuer zu stehen», warnt Patrick Hofstetter.
Mehr Verursachergerechtigkeit dank Klimaabgabe
Mehrere europäische Länder haben bereits Ticketabgaben eingeführt. Diese bewegen sich zwischen 20 und 100 Franken, je nach Flugdistanz. Der WWF fordert auch für die Schweiz eine solche Abgabe auf den Flugtarifen. Das eingenommene Geld könne an die Bevölkerung rückerstattet oder für den globalen Klimaschutz verwendet werden. «Es ist höchste Zeit, dass die Allgemeinheit etwas weniger bezahlen muss und die Verursacher etwas mehr», so Patrick Hofstetter vom WWF.
Etihad Regional rechtfertigt Lockpreise
Die Airline Etihad Regional ist erst seit kurzem auf dem Schweizer Markt aktiv. Die Golf-Airline Etihad ist Ende 2013 bei der Tessiner Darwin Airline eingestiegen. Die Tiefpreise von 79 Franken zwischen Genf und Zürich seien Einführungspreise, erklärt der Tarif-Verantwortliche Christian Schneider auf Anfrage von «Espresso». Wer kurzfristig buchen will, zahle auch schon mal 200 bis 300 Franken. Angesprochen aufs ökologische Gewissen von Etihad Regional meint Christian Schneider: «Unsere Flotte besteht aus zwölf Propellermaschinen, dieser Typ hat im Vergleich zu herkömmlichen Jets einen tieferen CO-Ausstoss.»
(K)eine Konkurrenz für die Bahn
SRF News:
Die rund 300 Kilometer zwischen Genf und Zürich können auch mit der Bahn zurückgelegt werden. Die SBB beobachtet die neue Konkurrenz aus der Luft relativ gelassen. SBB-Mediensprecher Reto Schärli verweist auf die sogenannten «Spartickets». Mit diesen Billets koste eine Reise nach Genf und zurück mit Halbtax weniger als bei Etihad Regional. Die Bahn habe im Vergleich zum Fliegen noch andere Vorteile, zählt Reto Schärli auf: «Die Bahn fährt von Zentrum zu Zentrum, langwierige Sicherheitskontrollen und Check-Ins kann sich der Bahnkunde sparen.»