Schweizerinnen und Schweizer kaufen pro Jahr 14 Millionen Packungen rezeptfreie Schmerzmittel. Heute sind nur noch Monopräparate zugelassen.
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Alle Schmerzmittel, die man hierzulande ohne Rezept in Apotheken und teils in Drogerien kaufen kann, enthalten einen der folgenden fünf Wirkstoffe: Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen oder Acetylsalicylsäure.
Rezeptfreie Schmerzmittel: Das sollten Sie wissen
- Alle fünf Substanzen lindern Schmerzen und Fieber, zum Teil sind sie auch anti-entzündlich.
- Gegen Kopfschmerzen und Migräne kann man alle Mittel einsetzen, was am besten wirkt, ist oft individuell verschieden.
- Alle Mittel haben auch Nebenwirkungen, die je nach Wirkstoff oder Wirkstoffgruppe unterschiedlich sind.
- Wichtig ist, die maximale Tages-Dosierung einzuhalten und die Mittel nicht länger einzunehmen als empfohlen.
- Bei anhaltenden Schmerzen sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden. Auf Rezept bekommt man, wenn nötig, auch stärkere Schmerzmittel. Bei längerer Einnahme kann eine ärztlich verordnete, kombinierte Therapie Langzeitfolgen abfedern.
- Für Schwangere und Kinder gelten andere Grenzwerte!
- Bei einer Überdosierung ist je nach Wirkstoff und Dosis rasches Handeln gefragt! Betroffene können sich an die Notrufnummer von Tox Info Suisse wenden (Telefon 145). Manchmal braucht es eine Notfall-Behandlung mit Gegenmitteln, um zum Beispiel Leberschäden zu verhindern.
Die folgenden Tabellen sind nicht vollständig, sondern listen lediglich die für den Alltag relevantesten Informationen auf. Alle Angaben gelten für die Anwendung bei Erwachsenen, für Kinder bestehen besondere Vorsichtsmassnahmen.
Paracetamol
Beispielpräparate | Dafalgan, Panadol, Ben-u-ron, Acetalgin |
Eigenschaften | Schmerzlindernd, fiebersenkend, nicht entzündungshemmend. Der Wirkstoff eignet sich auch für Schwangere und Säuglinge. |
Indikationen | Leichte Schmerzen (z.B. Spannungskopfschmerzen, Zahnschmerzen). Wirkt gegen Fieber und Gliederschmerzen am besten. |
Wichtigste Nebenwirkungen | Eine geringe Überdosierung greift die Leber an. |
Kontraindikationen | Vorbestehende Leberschäden |
Einnahmedauer | Nicht länger als eine Woche (ohne ärztliche Überwachung) |
Maximal-Dosis Erwachsene | 4000 mg/Tag |
Dauer bis Wirkung | ca. 30 Minuten |
Wirkungsdauer | 4 bis 6 Stunden |
NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika): Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen
Beispielpräparate | - Ibuprofen: Irfen, Algifor, Dolo-Spedifen, Dismenol, Saridon - Diclofenac: Voltaren, Tonopan - Naproxen: Aleve |
Eigenschaften | Schmerzlindernd, entzündungshemmend, leicht fiebersenkend |
Indikationen | Leichte bis mittelschwere Schmerzen, Menstruationsbeschwerden, Gelenkschmerzen, rheumatische Schmerzen, Muskelschmerzen, Migräne |
Wichtigste Nebenwirkungen | Magenschleimhaut-Entzündungen, Magengeschwüre, Magen-Darm-Blutungen, Nierenschädigung bei Überdosierung |
Kontraindikationen | Vorbestehende Magenbeschwerden, Asthma, akute Herzbeschwerden, vorbestehende Nierenschädigung |
Einnahmedauer | Nicht länger als 3 Tage (ohne ärztliche Überwachung) |
Maximal-Dosis Erwachsene: | - Ibuprofen: 1200 mg/Tag - Diclofenac: 75mg/Tag - Naproxen: 660mg/Tag |
Dauer bis Wirkungseintritt | ca. 30 min |
Wirkungsdauer | 4 bis 12 Stunden (je nach Präparat) |
Acetylsalicylsäure
Beispielpräparate | Aspirin, Alka Seltzer, Aspegic, Alcacyl |
Eigenschaften | Schmerzlindernd, blutverdünnend, leicht entzündungshemmend, leicht fiebersenkend |
Indikationen | Einnahme bei Schmerzen nur bedingt empfohlen, da blutverdünnend |
Wichtigste Nebenwirkungen | Wie andere NSAR, zusätzlich weitere Blutungen aufgrund der Blutverdünnung |
Kontraindikationen | Blutungsneigung, Asthma, vorbestehende Nierenschädigung, gleichzeitige Anwendung anderer Blutverdünner |
Einnahmedauer | Nicht länger als 3 Tage (ohne ärztliche Überwachung) |
Maximal-Dosis Erwachsene | 3000 mg/Tag |
Dauer bis Wirkungseintritt | ca. 15 min |
Wirkungsdauer | 4 bis 6 Stunden (bzgl. Schmerztherapie; Blutverdünnung hält länger an) |
Warnung vor Nierenschäden durch Phenacetin
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts boomte in der Schweiz der Gebrauch von Schmerzmitteln mit dem Wirkstoff Phenacetin. Die Schmerztabletten waren überall billig zu haben, auch in Warenhäusern, an Tankstellen oder in Restaurants. Sie enthielten auch Koffein und einen beruhigenden Wirkstoff.
Der Konsum von Phenacetin-Misch-Präparaten nahm suchtförmige Ausmasse an, zum Beispiel unter den Arbeiterinnen der Uhrenindustrie. Infolge von Langzeit-Überdosierungen häuften sich die Fälle von Nierenschädigungen. Im Rahmen einer breit angelegten Untersuchung warnten Ärzte 1958 vor den gesundheitlichen Folgen regelmässigen Schmerzmittelkonsums. Am 23. 11.1959 strahlte das Schweizer Fernsehen die Sendung «Kopfwehpulver auf Butterbrot» aus, um die Bevölkerung aufzuklären.