Würde die Schweizer Winterhymne «Alles fährt Ski» heute geschrieben, müsste sie mit «und alle beschneien» ergänzt werden. Kaum ein Skigebiet kommt nämlich darum herum, nicht wenigstens einen Teil seiner Pisten mit technischem Schnee fahrbar zu machen.
Der Schnee geht ins Geld
In den letzten Jahrzehnten sind auch die Ansprüche der Gäste gestiegen: Wer nicht jeden Tag auf einer «neuen» Piste fahren kann oder darauf Unebenheiten ertragen muss, wechselt in der nächsten Saison in ein anderes Gebiet. Kein Wunder, betreiben die Skigebiete einen immensen Aufwand bei der Beschneiung und Pistenpräparation.
«Heute ist es nicht mehr das Teuerste, den Gast auf den Berg zu bringen, sondern den Gast runterzubringen», sagt Ruedi Frutiger, Leiter Pistenpräparation und Beschneiung in Gstaad.
Weil jede Schneeflocke zählt – also kostet – setzen viele Skigebiete auf digitales Schneemanagement: auch Gstaad. Seit etwa sieben Jahren arbeiten Frutiger und sein Team mit «Snow Sat». Beim Mitfahren im Pistenfahrzeug wird schnell klar, wo die Vorteile liegen.
Digitalisierung am Berg wirkt
Frutiger meldet sich auf dem Touchscreen rechts vom Steuerrad mit seinem Namen an. So loggt er sich ein im digitalen Schnee-Management-System. Es kennt jeden Quadratzentimeter des Skigebiets, jeden Hügel, jede Vertiefung – dank Satellitennavigation. Noch wichtiger: Das System weiss, wo wie viel Schnee liegt. Die Daten stammen aus den über zwanzig Pistenfahrzeugen, die jede Nacht im Skigebiet unterwegs sind, permanent die Schneedicke messen und die Werte an einen Server übermitteln.
Auf diese Information können dann alle zugreifen – jedes Pistenfahrzeug ist vernetzt. Frutiger schaut immer wieder auf den Monitor, während er eine Piste hoch- und runterfährt.
Farben zeigen an, wie die Schneesituation ist. Blau bedeutet: Es liegen mehr als achtzig Zentimeter Schnee. Bei Grün ist die Fläche noch geeignet zum Ski fahren. Bei Rot oder gar rosa wird es heikel, die Schneedecke dünn. Auf diese Abschnitte muss Frutiger den Schnee schieben, den er zum Beispiel von einem blauen Bereich weggenommen hat.
Frutiger hat seit mehr als 20 Jahren Erfahrung mit Schnee- und Pistenpräparation – lange Zeit ohne digitale Hilfe. Heute könne er sich das nicht mehr vorstellen: auch beim Beschneien nicht. Gut 700 Schnee-Erzeugungs-Geräte sind in seinem Skigebiet im Einsatz. Frutiger kann jede Schneelanze und jede Kanone von der Beschneiungszentrale aus einzeln ein- und ausschalten. Dazu nutzt er ebenfalls «Snow Sat» und dessen Daten.
Grosses Sparpotential
Dank der Daten kann der Schnee-Experte entscheiden, ob er an bestimmten Stellen weiter beschneien muss – oder nicht. Da eine Schneekanone immer einen Schneehaufen produziert, muss der nach dem Beschneien verteilt werden. Auch da kämen dann die Daten zur Hilfe: Jeder Pistenpräparator sieht genau, wohin er den Schnee verteilen muss. «Früher gab es Situationen, wo wir sinnlos ‹geschneit› haben – wir hatten ja keine anderen Möglichkeiten», erklärt Frutiger.
Bis zu einem Viertel der Kosten für Wasser und Strom spart das Skigebiet Gstaad auf diese Weise ein. Für Frutiger ist es deshalb klar, dass für Gebiete mit technischer Beschneiung Systeme wie «Snow Sat» ein Muss seien. Damit habe man die Kosten im Griff und könne genau sagen, wie lange man beschneien müsse. In Zeiten steigender Energiepreise sei das überlebenswichtiger denn je.
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