- Nach der Rückkehr zur 1000er-Beschränkung im Kanton Bern finden die betroffenen Klubs SCB und YB klare Worte – und schütteln den Kopf.
- Ihr Unverständnis ist vor allem deshalb riesig, weil sich die kostspieligen Schutzkonzepte doch eigentlich bewährt hätten.
- Denis Vaucher, der Direktor der Eishockey-Profi-Liga, spricht von einem «Chlapf a Gring».
Das Berner Sportlerherz blutet nach dem jüngsten Entscheid der Kantonsregierung. Angesichts der schnell steigenden Corona-Fallzahlen werden ab Montag Grossveranstaltungen ab 1000 Personen verboten.
In einer ersten schriftlichen Stellungnahme beteuert der SC Bern sein grosses Verständnis für das Gesundheitswesen. Nicht goutiert wird dagegen der gefällte Beschluss, dass bis auf weiteres bei Matches in der Postfinance-Arena der Zuschauer-Aufmarsch das 1000er-Limit nicht übersteigen darf.
«Mit grossem Befremden» nimmt der Zuschauerkrösus in der National League den Entscheid zur Kenntnis. Zudem sei er von den Plänen gänzlich überrascht worden. Auch Wanja Greuel, CEO bei den Young Boys, verweist darauf, dass man gänzlich auf dem falschen Fuss erwischt worden sei. «Wir sind darum schockiert.»
Existenzbedrohender Entscheid
Der SCB begründet sein Unverständnis damit, dass der Bundesrat Grossanlässe mit entsprechenden Schutzkonzepten zum jetzigen Zeitpunkt explizit nicht in Frage gestellt hätte. Auch stehe der Kanton Bern im landesweiten Vergleich der Corona-Fälle relativ gut da. Deshalb würden dem Entscheid der Kantonsregierung klare Begründungen fehlen.
Der SCB findet den Entscheid der Kantonsregierung unverhältnismässig.
Der SCB habe 500'000 Franken in die Schutzkonzepte investiert – und damit gute Erfahrungen gemacht. «Es sind nachweislich keine Covid-19-Fälle bekannt, die in Zusammenhang mit den Spielen des SCB stehen.» Entsprechend finden die «Mutzen» den Entscheid der Kantonsregierung unverhältnismässig.
Der 16-fache Schweizer Meister schliesst seine Replik mit der Forderung nach einer differenzierten Betrachtungsweise für Veranstaltungen mit anerkannten Schutzkonzepten, die sich bisher bewährt hätten.
Die Durchführung von Matches mit weniger als 1000 Fans sei existenzbedrohend – diese Meinung dürften auch die SCL Tigers und der EHC Biel vertreten. Beide sind im NL-Eishockey aktuell ebenfalls von der Rückkehr zur 1000er-Grenze betroffen und dadurch massiv eingeschränkt. Die Seeländer wollen am Montag über das Vorgehen für die kommenden Heimspiele informieren.
Vor vollendete Tatsachen gestellt
Auf Seiten der Fussballer möchte YB-CEO Greuel baldmöglichst das Gespräch mit Regierungsräten suchen. «Denn wir sind wirklich überrascht von der schnellen Umsetzung. Die Hoffnung ist gross, dass es bald wieder in eine andere Richtung gehen kann», sagte der 42-Jährige gegenüber SRF Sport .
Gross ist der Ärger der Young Boys ein erstes Mal mit Blick auf den Donnerstag und den Auftakt zur Europa-League-Gruppenphase (zu Hause gegen die AS Roma, live ab 18:40 Uhr bei SRF zwei ). «Dabei handelt es sich um eine Riesen-Affiche, für die wir schon Tickets verkauft haben», so Greuel. Nun müsse man schauen, wie man damit umgehe, dass der Einlass auf 1000 Leute limitiert sei. «Das schmerzt finanziell, aber auch emotional.»