Zum Inhalt springen

Trotz Widerstand IOC berät Russland-Frage und will «Leitplanken» für Rückkehr

Ab Dienstag berät das Olympische Komitee in Lausanne über die Rückkehr russischer und belarussischer Athleten.

Thomas Bach.
Legende: Strebt die Rückkehr russischer und belarussischer Sportler an IOC-Präsident Thomas Bach. Keystone/Laurent Gillieron

Das Internationale Olympische Komitee mit Präsident Thomas Bach tagt von Dienstag bis Donnerstag in Lausanne. Zum Auftakt geht es um die Frage, ob und wie russische und belarussische Athletinnen und Athleten inmitten des Angriffskrieges auf die Ukraine wieder an internationalen Wettbewerben teilnehmen dürfen.

Die Russland-Belarus-Frage spaltet den Weltsport. In weiten Teilen der westlichen Welt stossen die Rückkehr-Pläne des IOC deshalb auf Widerstand. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen:

  • Welche Position nimmt das IOC ein?
    IOC-Präsident Bach vertritt die Meinung, dass weder die UN- noch die olympische Charta Diskriminierung von Athletinnen und Athleten aufgrund ihrer Herkunft zulassen. Er sieht die olympische Bewegung in einem «grossen Dilemma», bei aller Solidarität mit der Ukraine dürfe die Politik keinen Einfluss auf den Sport nehmen. «Sonst stehen wir vor einem Verfall des internationalen Sportsystems.»
  • Welche «Leitplanken» schlägt das IOC für die Rückkehr vor?
    Strenge Neutralität, keine aktive Unterstützung des Krieges und die Einhaltung des Anti-Doping-Codes lauten die IOC-Maximen für eine Wiedereingliederung der Russen und Belarussen. Ob und wie das alles kontrolliert werden kann? Auch auf diese Fragen muss Bachs Exekutive Antworten finden. Das IOC will mit seinen «Empfehlungen» einen «Flickenteppich» in der Sportwelt vermeiden.
  • Wie sieht die derzeitige Situation aus?
    Den «Flickenteppich» gibt es bereits. Im Tennis etwa dürfen «Neutrale» aus beiden Ländern starten, aber keine Mannschaften. Im Fechten sprach sich der Weltverband für die Rückkehr mit Fahnen und Hymnen aus, die Leichtathletik hält ihren Bann aufrecht. Viele olympische Fachverbände spielen auf Zeit und warten auf die IOC-Empfehlung.

Über 300 Fechter fordern Fortführung der Suspendierungen

Box aufklappen Box zuklappen

Mehr als 300 aktive und ehemalige Fechter haben sich in einem offenen Brief an ihren Weltverband FIE und das IOC gegen die Wiederzulassung russischer und belarussischer Sportler ausgesprochen. «Wir fordern Sie in Ihrer Führungsposition im IOC auf, die von Ihnen empfohlenen Suspendierungen der russischen und belarussischen Fechtverbände und Nationalen Olympischen Komitees aufrechtzuerhalten», hiess es im Schreiben. Hintergrund des Appells ist, dass die FIE am 10. März die Rückkehr russischer sowie belarussischer Athletinnen und Athleten beschlossen hatte.

  • Was sagt die Ukraine zu den IOC-Plänen?
    Präsident Wolodimir Selenski, Aussenminister Dmytro Kuleba oder Sportminister Wadym Hutzajt: Sie alle kritisieren die Überlegungen – in ihrer Verzweiflung mitunter mit drastischen Worten. Doch bislang blieb das IOC bei seiner Linie und bekommt dafür Anerkennung aus Russland. Der Ukraine bleibt die Boykott-Drohung, die sie im Fechten bereits umgesetzt hat.

Zusammen mit der Ukraine haben sich am Montag Estland, Lettland, Litauen und Polen in einer gemeinsamen Erklärung gegen die Rückkehr von Athleten aus Russland und Belarus zu internationalen Wettkämpfen ausgesprochen. Auch Deutschland sprach sich deutlich für einen weiteren Ausschluss aus.

Beim IOC drängt die Zeit, insbesondere mit Blick auf die Spiele 2024 in Paris. Einige Qualifikationen laufen bereits, viele beginnen im Frühjahr.

SRF 4 News, 17.03.2023, 06:50 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel