Nur 2 Tage nach der Eröffnungsfeier hätte am Sonntag schon einer der grössten Leckerbissen auf dem Programm stehen sollen. Die Ski-Alpin-Konkurrenz wäre bei den Männern gleich mit der Königsdisziplin – der Abfahrt – eröffnet worden. Doch der Wind, der schon in den Trainings für rote Köpfe und bei der Abschluss-Einheit nach 3 Fahrern für einen Abbruch gesorgt hatte, machte den Organisatoren und Fahrern einen Strich durch die Rechnung.
Der Auftakt musste verschoben werden. Ein neuer Versuch wird nun am frühen Montagmorgen in Angriff genommen. Start der Abfahrt ist um 5 Uhr Schweizer Zeit und damit zwischen den beiden Riesenslalom-Läufen der Frauen. Bleibt zu hoffen, dass auf der brandneuen, von Bernhard Russi designten Strecke am Berg Xiaohaituo faire Bedingungen herrschen werden.
Die Favoriten
- Beat Feuz (SUI) (1 Abfahrtssieg / 4 weitere Abfahrts-Podeste in dieser Saison)
- Aleksander Kilde (NOR) (3/0)
- Marco Odermatt (SUI) (0/3)
- Matthias Mayer (AUT) (1/1)
- Vincent Kriechmayr (AUT) (1/1)
Eine Abfahrt, in der Beat Feuz nicht zu den Favoriten gehört? Kaum zu finden. Der Schangnauer ist auch in dieser Saison einer der dominanten Abfahrer im Weltcup-Zirkus. Und sein siegreicher Husarenritt auf der Streif in Kitzbühel war die perfekte Generalprobe für seine Jagd nach dem ersten Olympia-Gold.
Aleksander Kilde als Siegesanwärter zu nennen, braucht ebenfalls nicht viel Courage. Der Norweger gewann in diesem Winter bereits 3 Abfahrten, seine risikoreichen Fahrten bergen jedoch auch häufig die Gefahr eines Ausfalls.
Es braucht Routine, um die schwersten Abfahrten der Welt zu meistern. Ausser man heisst Marco Odermatt. Nach seinem glänzenden Wengen-Debüt mit den Rängen 2 und 4 doppelte er in Kitzbühel nach und fuhr auch auf der originalen Hahnenkamm-Abfahrt auf den 2. Platz. In den beiden Trainings in Peking bekundete er allerdings Mühe.
Wenig überraschend kommt auch aus dem Nachbarland namhafte Konkurrenz. Vincent Kriechmayr, der ohne echtes Training in Wengen triumphierte, und Matthias Mayer wollen im prestigeträchtigsten aller Alpin-Wettbewerbe dem stolzen ÖSV-Team Edelmetall bescheren. Letzterer weiss, wie sich Olympia-Gold in der Abfahrt anfühlt: Mayer gewann 2014 in Sotschi.
Die Geheimtipps
Als Johan Clarey (FRA) seine Weltcup-Premiere feierte, war Odermatt gerade 6 Jahre alt geworden. Rund 18 Jahre später beweist der Franzose, dass er längst nicht zum alten Eisen gehört. In der 1. Kitzbühel-Abfahrt fuhr er auf Rang 2 – das war zuvor noch keinem 41-Jährigen gelungen. Ein Spätberufener in anderen Sphären ist Daniel Hemetsberger (AUT). Er fuhr am Tag nach dem Clarey-Coup 30-jährig zu seinem ersten Weltcup-Podest.
Eine olympische Medaille fehlt noch im doch sehr reichen Palmarès von Dominik Paris (ITA). In Pyeongchang wurde der Südtiroler undankbarer Vierter. Dass mit ihm immer zu rechnen ist, bewies der 32-Jährige in dieser Saison mit dem Sieg bei seinem Lieblingsrennen in Bormio.
Die weiteren Schweizer
- Niels Hintermann
- Stefan Rogentin
Neben den Hoffnungsträgern Feuz und Odermatt verfügt Swiss-Ski über weitere Trümpfe: Niels Hintermann ist in der besten Form seiner bisherigen Karriere. Gut mit der Piste in Yanqing zurechtzukommen scheint auch Stefan Rogentin. Er stellte bei der 1. Trainingsfahrt die Bestzeit auf. Er liess dabei zwar ein Tor aus, sein Grundspeed scheint dennoch zu stimmen.
Das Podest in Pyeongchang
- 1. Aksel Svindal (NOR)
- 2. Kjetil Jansrud (NOR)
- 3. Beat Feuz (SUI)
Vor 4 Jahren feierten die «Wikinger» aus Norwegen einen Doppelsieg. 12 Hundertstel hinter Landsmann Aksel Svindal und unmittelbar vor Feuz (+0,18) klassierte sich Kjetil Jansrud.
Jansruds Comeback in Chinas Hauptstadt ist übrigens ein kleines Wunder. Nach einem Sturz Anfang Dezember beim Super-G in Beaver Creek verletzte er sich derart schwer am Knie, dass er das vorzeitige Saisonende bekanntgab. Völlig überraschend revidierte er dies nun.