Zwei gute Auftritte, stets die Führung erarbeitet, aber jeweils kurz vor der Ernte die Früchte der Arbeit hergeschenkt: Der EV Zug steht in der Final-Serie mit dem Rücken zur Wand. Die Zentralschweizer mussten sich den ZSC Lions in den ersten beiden Partien denkbar knapp geschlagen geben.
Viel falsch gemacht hat der amtierende Meister nicht. «Es könnte genauso gut 2:0 für Zug stehen», betont SRF-Eishockey-Experte Mario Rottaris. «Beide Mannschaften spielen auf demselben Level. Es waren Nuancen, die zugunsten des ZSC entschieden haben.»
«Wir machen vieles richtig, müssen aber konsequenter und effizienter sein», übte wiederum Reto Suri leise Selbstkritik. Claudio Cadonau, der das nächste Spiel wegen eines Checks gegen den Kopf verpassen wird , ergänzte: «Wie im ersten Spiel waren wir zu wenig kaltblütig.»
Dass es an der Effizienz mangelt, liegt indes auch am Zürcher Schlussmann. Jakub Kovar war in den Finalspielen kaum zu überwinden. Mit einer Fangquote von knapp 95 Prozent überstrahlt er seinen ebenfalls starken Konterpart Leonardo Genoni (91,94 Prozent).
Weitere Punkte, die die Zuger noch verbessern können: Einerseits gehen fast zwei Drittel aller Bullys verloren. Andererseits nimmt das Team von Dan Tangnes zu viele Strafen. Gegen die Lions, die momentan mit 3 von 7 erfolgreichen Powerplays in Überzahl hervorragend agieren, ist dies verheerend.
Zeit für einen Ausländer-Wechsel?
«Der EVZ muss sicher nicht in Panik ausbrechen und alles auf den Kopf stellen. Es braucht nur einige wenige Retuschen», urteilt Rottaris. Eine mögliche Stellschraube, an der Tangnes drehen könnte, ist das Thema Ausländer. Für den zuletzt wirkungslosen Center Anton Lander (nur 2 Assists in 8 Playoff-Partien) könnte der kraftvolle rechte Flügel und Vorjahres-Meisterheld Carl Klingberg ins Team stossen.
Ein weiterer Importspieler der Zuger, der seine immense Klasse in der Final-Serie noch nicht aufs Eis gebracht hat, ist Jan Kovar. Dabei sollte der EVZ-Topskorer der Regular Season am besten wissen, wie der ZSC-Keeper zu bezwingen ist – handelt es sich doch um seinen Bruder Jakub.
Weil die beiden Teams mit einem «Sweep» äusserst schlank durch ihre Halbfinals kamen, fällt der zusätzliche Tag Spielpause mitten in den Final. Weiter geht es erst am Samstag. Für welches Team ist das ein Vorteil? Grundsätzlich für keines, ist sich Rottaris sicher: «Es hilft wohl eher dieser Mannschaft, welche mehr ‹Boboli› wie etwa Prellungen hat.»
Zu den Profiteuren könnten wiederum Zuschauerinnen und Zuschauer werden, schliesslich erwarte er dank der längeren Erholungsphase am Samstag ein Duell mit erhöhter Intensität, so Rottaris.
Es ist also alles angerichtet für eine weitere spannende Partie auf höchstem Level. Und spätestens am Samstagabend wissen wir die Antworten auf alle mehr oder weniger relevanten Fragen: Welcher Kovar gewinnt Teil 3 des Bruderduells? Wer stoppt Denis Malgin? Darf nun Klingberg ran? Und welche Challenge sucht sich Tangnes dieses Mal aus?