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National League Julian Walker: «Wir sind eine Charakter-Mannschaft»

Genf hat sich am Dienstagabend mit dem 5:2-Sieg gegen den SC Bern eindrücklich in die Playoff-Serie zurückgemeldet. Torschütze Julian Walker spricht im Interview über die Freude am Playoff-Hockey, die Eigenheiten von Trainer Chris McSorley und seine Sprachkenntnisse.

Resultate

Julian Walker, was lief am Dienstag beim 5:2 gegen den SC Bern besser als bei der 0:4-Niederlage im 1. Spiel?

Walker: Wir haben unser System viel besser umgesetzt. Wir liefen mehr und spielten einfacher als noch im 1. Spiel. Es war sehr wichtig für uns, die Serie auszugleichen.

Brauchtet ihr etwas Anlaufzeit in den Playoffs?

Es ist nie einfach, in Bern zu spielen. Im 1. Spiel machten wir uns das Leben mit Strafen schwer. Vielleicht haben wir diese Partie wirklich gebraucht, um in den Playoff-Modus zu kommen.

Was für eine Reaktion erwarten Sie heute Abend vom SCB?

Eine heftige. Die Berner sind zuhause unter Druck und werden wohl noch härter spielen als sonst. Doch wir werden bereit sein.

Ist es eine besondere Motivation für Sie als Berner, in den Playoffs gegen den SCB zu spielen?

Es ist immer schön gegen Bern zu spielen - aber nicht, weil ich aus Bern komme. Grundsätzlich spiele ich in den Playoffs gegen jede Mannschaft gerne.

Macht es Spass? Sie spielen ihre ersten Playoffs seit 7 Jahren - damals mit dem EHC Basel...

Ja, Playoffs sind etwas völlig anderes als Playouts. In den Playoffs darf man gewinnen, im Kampf gegen den Abstieg muss man gewinnen.

Merken diesen Unterschied auch in der Kabine?

Zur Person

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Julian Walker spielt seit dieser Saison für Genf. Dem Zweiwegstürmer mit den Gardemassen (187cm/95kg) gelangen in bisher 47 Spielen für Servette 16 Skorerpunkte. Zuvor spielte der 26-jährige Berner bereits für den EHC Basel und Ambri-Piotta in der NLA. Er wurde zudem 2006 von Minnesota an 162. Stelle gedraftet, spielte jedoch nie in Nordamerika.

Als ich im letzten Jahr mit Ambri gegen den NLB-Meister um den Ligaerhalt spielte, war schon eine gewisse Nervosität vorhanden. Solche Spiele, in denen es um die Existenz geht, haben einen grossen Einfluss auf das Umfeld. Darum war auch die Erleichterung unbeschreiblich, als wir den Klassenerhalt geschafft haben. Ich weiss nicht, ob es schöner ist, das zu schaffen oder den Pokal in die Höhe zu stemmen. Das kann ich erst sagen, wenn ich Meister geworden bin (lacht).

Welche Rolle hat Chris McSorley für Sie vorgesehen?

Der Trainer verlangt, dass ich meinen Körper einsetze, vor dem Tor präsent bin und - wenn möglich - Tore erziele. Aber natürlich ist auch die Defensivarbeit sehr wichtig, da muss er mir vertrauen können.

Beim Tor zum 4:1 am Dienstag erfüllten Sie diese Rolle also richtig gut...

Absolut (lacht).

Was für ein Trainertyp ist Chris McSorley?

Ein impulsiver Typ. Wenn Leute sagen, er bewege sich zwischen Genie und Wahnsinn, dann trifft es das ziemlich gut. Er ist eine sehr intelligente und wortgewandte Person, die die Mannschaft immer wieder von Neuem motivieren kann. Man kann Vieles lernen von ihm.

Sie spielten bereits in der Deutschschweiz, im Tessin und jetzt in der Romandie und kennen damit alle Sprachregionen der Schweiz. Wie erleben Sie die Mentalitätsunterschiede?

In Basel war vor allem der Fussball im Vordergrund und das Tessin ist von der Mentalität her schon sehr italienisch angehaucht. Aber es gibt überall viel zu lernen und zu entdecken, das schätze ich an meinem Beruf. Jetzt hoffe ich, dass ich in Genf mein Französisch noch etwas auffrischen kann...

Da fehlt ja nur noch die englische Sprache. Sie wurden 2006 sogar von Minnesota gedraftet, spielten aber nie in der NHL. Warum nicht?

Die Chance war da, aber ich habe mich anders entschieden. Ich wollte zuerst die Berufslehre beenden. Seither stand die NHL nicht mehr zur Diskussion, aber es bleibt ein Traum für mich. Ich fühle mich jedoch momentan sehr wohl in Genf und bereue keine meiner Entscheidungen.

TV-Hinweis

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Heute Abend können Sie das 3. Playoff-Viertelfinal-Spiel zwischen dem SC Bern und Genf ab 20.00 Uhr live auf SRF zwei und im Livestream mitverfolgen.

Genf hat in dieser Saison schon viele Gesichter gezeigt. Zuerst der fantastische Saisonstart mit 9 Siegen in Folge, dann der Absturz auf Platz 7. Wie weit kommt ihr in den Playoffs?

Wir dürfen nicht zu weit voraus denken und zuerst einmal in Bern gewinnen - dann ist vieles möglich. Wenn wir aber so spielen wie am Dienstag ist es sehr schwer, uns zu schlagen. Wir sind eine Charakter-Mannschaft, die ihr ganzes Potenzial abrufen kann, wenn es ihr läuft. Alle Teams in den Playoffs haben Chancen auf den Titel - und vielleicht fällt das Momentum ja auf unsere Seite...

Schliesslich holte vor einem Jahr mit den ZSC Lions auch der 7.-klassierte den Titel...

(lacht) Genau, vielleicht können wir das ja wiederholen.

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