«Mir geht es gut. Ich bin zufrieden», sagt Kevin Lötscher im Interview mit der «sportlounge». Anfang November, fast zweieinhalb Jahren nachdem er von einer betrunkenen Autofahrerin schwer verletzt worden war, gab der 24-Jährige mit dem EHC Biel bei einem Kurzeinsatz sein Comeback in der NLA. «Es war schön, wieder einmal dabei zu sein», erzählt der Walliser.
Noch wenig Eiszeit
Er habe immer davon geträumt, es wieder zurück in die höchste Liga zu schaffen. Dafür habe er «beissen» müssen, wie Lötscher es nennt. «Am Ziel bin ich aber noch lange nicht.» Das bestätigen die Zahlen: Dreimal stand der 19-fache Nationalspieler bislang beim EHCB auf dem Matchblatt, kam dabei total aber auf weniger als 5 Minuten Eiszeit.
Schläpfer: «Zu grosse Schwankungen»
Zu einem NLA-Stammplatz fehlt Lötscher, der 5 Tage vor seinem fatalen Unfall an der WM 2011 noch 2 Tore gegen die USA geschossen hatte, noch einiges. «Er hat sehr grosse Schwankungen, das muss er verbessern», erklärt Biel-Trainer Kevin Schläpfer. «Das Multitasking im Spiel 5 gegen 5 bereitet ihm noch Probleme», weiss Bern-Sportchef Sven Leuenberger.
In Leuenbergers Schuld
Leuenberger war es gewesen, der Lötscher während seiner Reha-Zeit beim SCB unter die Fittiche nahm. Zusammen absolvierten sie in der Trainingshalle unzählige Einheiten. «Ich stehe ein Leben lang in seiner Schuld für all das, was er für mich gemacht hat», sagt Lötscher.
Dass die Berner im Sommer den Vertrag mit dem Stürmer nicht mehr verlängerten, versteht Lötscher. «Sie haben schliesslich einen Nationalspieler verpflichtet und einen Erstligaspieler bekommen.» Der SCB hatte Lötscher 2011 unmittelbar vor dessen Unfall unter Vertrag genommen.
Die Suche nach dem Gleichgewicht
Nun ist Lötscher zurück beim EHC Biel, wo er einst zum Nationalspieler aufgestiegen war. Wie vor dem fatalen 14. Mai 2011 bildet Eishockey das Zentrum in Lötschers Leben. Doch der Visper sagt: «Ich lasse mich noch zu stark vom Hockey leiten.» Nach einem guten Training sei er glücklich, aber ein schlechtes Training ziehe ihn runter. Das will er ändern. Wohl auch deshalb besucht er seit einiger Zeit einen Italienisch-Kurs. «Wichtig ist, dass ich mit mir zufrieden bin.»
Bleibt noch die Frage, ob er sich mit seinem Schicksal abgefunden hat oder noch hadert. Zu 95 Prozent habe er es akzeptiert, so Lötscher, an den restlichen 5 Prozent arbeite er noch. «Ich suche noch nach dem Gleichgewicht.»