« Ich war einfach nur noch enttäuscht, frustriert, deprimiert. Schon im März war es hart gewesen zu hören, dass Lugano nun doch ohne mich plant. Ständig wurde ich vertröstet, dann kam der negative Bescheid. Zu einem Zeitpunkt, an welchem die meisten Teams ihre Kaderplanung längst abgeschlossen haben.
Dann gab es diese Gerüchte. Ich sei ein schwieriger Charakter. Würde Unruhe in ein Team bringen. Gestreut wurden diese von gewissen Mitspielern in Lugano. Weil ich nach dem enttäuschenden Viertelfinal-Out gegen Genf in den Playoffs meiner Enttäuschung in der Garderobe Luft verschafft habe. Dabei habe ich mich selber aber auch in die Pflicht genommen, ich weiss, dass meine Leistungen in den Playoffs ungenügend waren.
Mein Agent machte mir ständig falsche Hoffnungen
Die Gerüchte verfehlten ihre Wirkung nicht. Vielversprechende Angebote lösten sich in Luft auf. Ich fiel in ein Loch. Erschwerend kam dazu, dass mein Agent mir ständig falsche Hoffnungen machte. Jede Woche sprach er davon, dass in Kürze ein unterschriftsreifer Vertrag vorliegen würde. Und jede Absage schlug zusätzlich aufs Gemüt.
Noch schwieriger wurde es, als die Saison los ging. Es tat weh, die anderen spielen zu sehen, während man selber untätig zu Hause herumsitzen musste.
Zu Hause kam es mehrfach zu Streitereien. Denn auch meine Freundin machte eine schwere Zeit durch, erwarteten wir doch unser erstes Kind. Die Ungewissheit machte uns zu schaffen.
Etwas Hilfe brachte mir ein Ausflug in meine slowakische Heimat. Ich erledigte dort Arbeiten ums Haus, hatte etwas zu tun, konnte ein wenig auf andere Gedanken kommen. Das Zusammensein mit der Familie, den Rückhalt zu spüren, das gab mir neuen Mut.
Einen Plan B neben dem Hockey hatte ich nicht. Für mich war klar, dass ich weitermachen würde. Egal ob in der NLB oder im Ausland. Ich hätte mir Zeit bis zur Nati-Pause gegeben, bis ich selber aktiv geworden wäre.
Kurz davor trat jedoch Chris McSorley an mich heran und bot mir eine Rückkehr nach Genf an. Ich bin sehr froh, dass er mir eine zweite Chance gab. Er kennt mich genau und weiss, wie ich ticke. Mein Abgang im Dezember 2014 hatte denn auch nichts mit ihm zu tun. Ich spielte damals schlecht und strebte eine Luftveränderung an.
Es war mein grösster Fehler, Genf zu verlassen
Lugano bekundete in jenem Winter sein Interesse an mir, war jedoch nicht bereit, mein Vertrag aus Genf 1:1 zu übernehmen. So kam der Wechsel nach Finnland zu Turku zustande. Weil dort aber der sportliche Erfolg ausblieb und die Playoffs bald ausser Reichweite lagen, strebte ich erneut einen Wechsel an, denn ich wollte unbedingt Playoffs spielen. So klappte es doch noch mit Lugano.
Im Nachhinein gesehen war es mein grösster Fehler, Genf zu verlassen. Auch werde ich in Zukunft wohl lieber etwas zurückhaltender sein, wenn es darum geht, seine eigene Meinung kundzutun. Und noch ein Lerneffekt: Ich werde meine Entscheidungen nicht mehr davon abhängig machen, was andere sagen. Ich habe mich zu stark von Leuten von ausserhalb beeinflussen lassen.
Jetzt freue ich mich einfach nur, wieder spielen zu können. Manchmal merkt man erst, wie sehr man etwas vermisst, wenn es weg ist. Durch die Erfahrungen aus dem letzten halben Jahr habe ich meinen Beruf umso mehr schätzen gelernt . Ich gehe nun bewusster durchs Leben und kann mich auch mehr an kleinen Dingen erfreuen.
Apropos kleine Dinge, vor knapp zwei Wochen kam mein Sohn zur Welt. Meine Freundin und ich erleben gerade die besten Tage unseres Lebens. So schnell kann es manchmal gehen.»
Sendebezug: SRF zwei, «sportaktuell», 12.11.2015, 22:20 Uhr / Laufende Berichterstattung NLA.