Als Philip Wüthrich bei den Bambini und später bei den Piccolo seine ersten Schritte auf Eis gemacht hatte, gab es im Trainingslager jeweils ein Highlight. «Das Training der ersten Mannschaft des SC Bern mitzuverfolgen. Ich hatte damals grosse Bewunderung für die Spieler», erzählt er. Selbstredend, dass er seinen Vorbildern nacheifern und auch eine Profi-Karriere einschlagen wollte.
Im Alter von 22 Jahren ist der Traum des Knirpses Wirklichkeit geworden. Das Eigengewächs bestreitet seine erste volle NL-Saison im Fanionteam des SCB. Realität ist aber ebenso, dass seine Mannschaft sportlich gesehen derzeit eher einen Albtraum durchlebt. Die Hauptstädter, letzter Schweizer Meister im Jahr 2019, kleben mit bloss 16 Punkten aus 18 Spielen am Tabellenende.
Ein Lob und eine Prognose
Das Tief kann aber nicht an der Leistung des Jung-Goalies festgemacht werden. Im Gegenteil: Wüthrich ist nach zuletzt 2 Saisons als Leihspieler beim SC Langenthal in seinem Debütjahr so etwas wie die Entdeckung bei den Bernern. Gestartet als Nummer 2 hinter dem Finnen Tomi Karhunen, stand der Keeper in den letzten 10 Meisterschaftspartien 8 Mal im Einsatz. Er weist 2020/21 total 10 absolvierte Matches und eine Fangquote von 91,6 Prozent auf.
SCB-Sportchefin Florence Schelling hält grosse Stücke auf Wüthrich und traut dem 1,82 m grossen Schlussmann dereinst den Sprung in die NHL zu. Im Spiel mit dem Stock ortet sie – einst Torhüterin von Weltklasseformat – Verbesserungspotenzial.
Wenn's nur noch stockt ...
Eine Feuertaufe hat Wüthrich noch nicht bestanden: einen Auftritt im Hexenkessel Postfinance-Arena vor 17'000 Zuschauern. Obwohl er sich corona-bedingt noch etwas gedulden muss, brennt er regelrecht darauf. «Es gibt nicht Schöneres, als diese Stimmung und Kulisse als Spieler aufsaugen zu dürfen», sagt er.
Seine gefasste und überlegte Art dürfte ihm helfen, in naher Zukunft auch diese Herausforderung zu meistern. Gibt es denn überhaupt etwas, das ihn aus der Ruhe bringen kann? «Auch mich können Dinge aufregen, etwa eine Rote Welle mit dem Auto», entgegnet er schmunzelnd.